So schlimm wie noch nie

HUNSRÜCK. "Panzerfaust", "Schlinge" und "Sonne": Diese drei bei der Kriminalinspektion Idar-Oberstein eingerichteten Sonderkommissionen haben im vergangenen Jahr einen Großteil der Beamten über Monate hinweg beschäftigt. Dazu kam die "normale" Alltagsarbeit, bei der ein deutlicher Anstieg der Fälle zu verzeichnen war.

Wennneben der alltäglichen Arbeit - insgesamt wurden vergangenes Jahr2981 Fälle bearbeitet - bei der Kriminalpolizei noch "Sokos"(Sonderkommissionen) eingerichtet werden müssen, geht das an dieGrenzen der Belastbarkeit jedes einzelnen Beamten. "6500geleistete Mehrarbeitsstunden im Jahr 2002 sind eineindrucksvoller Beleg", wie Klaus Bock, stellvertretender Leiterder Kriminalinspektion Idar-Oberstein, in der Jahresstatistikzusammenfasst. Am Jahresende war das Überstundenkonto trotzBezahlung oder Ausgleich durch Freizeit auf rund 11 000angewachsen. Die Arbeit der Sokos "Schlinge" - Mordfall Schlenger -, "Panzerfaust"- bewaffneter Raubüberfall auf einen Geldtransporter am Globus Handelshof in Idar-Oberstein - und "Sonne" - Ecstasy-Schmuggel aus den Niederlanden über Deutschland und den USA in die Dominikanische Republik - erregten viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

Während der Überfall auf den Geldtransporter und der Ecstasy-Schmuggel aufgeklärt sind, sind der oder die Täter im Fall "Schlinge", bei dem die damals 62-jährige Rentnerin Lieselotte Schlenger 1993 in ihrer Wohnung brutal ermordet wurde, trotz einer Ausstrahlung des Falles in der Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" (der TV berichtete) nach wie vor nicht gefunden.

Ein Großteil der Beamten war mit den Ermittlungen über Monate beschäftigt. Den Löwenanteil macht jedoch die "normale" Alltagsarbeit aus. Spitzenreiter waren die Vermögens- und Fälschungsdelikte. Die Kripo Idar-Oberstein hat vergangenes Jahr einen sprunghaften Anstieg der Kriminalität im Bereich Inter-net-Auktionen festgestellt. In allen Fällen haben Teilnehmer dieser Auktionen einen Artikel ersteigert, den geforderten Geldbetrag überwiesen, jedoch keine Waren erhalten. "Die Folge sind dann umfangreiche Ermittlungen über die Internetanbieter, um die wirklichen Betrüger ausfindig zumachen", erläutert Erster Kriminalhauptkommissar Bock. Wie schwierig die Aufklärung der Eigentums- und Raubdelikte ist, beweist die geringe Aufklärungsquote.

Nahezu aussichtslos ist es für die Polizei, Täter zu schnappen, die ein Auto aufgebrochen haben: Aufklärungsquote drei Prozent.

Zahlenmäßig auf dem dritten Rang folgen Rauschgiftdelikte. "So schlimm war es bei uns noch nie." Diese Aussage höre er, so Bock, fast alljährlich von den Kollegen des K 3, die auf einen Rückwärtstrend" hoffen.

"Es muss doch bedenklich stimmen, wenn anlässlich des Festivals Nature One bei von der Morbacher Polizei durchgeführten Kontrollen 43 Anzeigen nach dem Betäubungsmittelgesetz erstattet wurden", erklärt Bock weiter. Erfolgreich war die Kripo unter anderem bei einem Großeinsatz im Bereich Morbach im Dezember, als insgesamt 80 Polizeibeamten die Festnahme von acht mutmaßlichen Heroindealern aus der deutsch-russischen Szene gelang.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort