Spiele auf dem Platz rouge

MORBACH. (urs) Erstklässler aus Thionville besuchten einen Tag lang ihre gleichaltrigen Brieffreunde in der Morbacher Grundschule. Zur Freude der Erzieher verstanden die insgesamt mehr als 60 Kinder sich sowohl im Unterricht, als auch beim Spielen auf Anhieb.

 Die Erstklässler Jessim und Johnny aus Thionville drückten zum ersten Mal mit Marcel in dessen Schule die Schulbank.Foto: Ursula Schmieder

Die Erstklässler Jessim und Johnny aus Thionville drückten zum ersten Mal mit Marcel in dessen Schule die Schulbank.Foto: Ursula Schmieder

"Wie heißt noch mal spielen auf Französisch?" Lukas hatte es eilig. Denn die Besucher aus Frankreich blieben nur wenige Stunden in Morbach. Da zählte jede Minute. Lehrerin Irmgard Wagner hatte daher für sein Herumwirbeln voll-stes Verständnis und rief ihm nur schnell "jouer" hinterher. Und schon war der Junge um die Ecke verschwunden, um genau dies schnellstens mit seinem Brieffreund in die Tat umzusetzen. Während draußen bereits ein Mitschüler den anderen zurief: "Wir sollen auf den Platz rouge!" Die Erstklässler - 38 aus dem französischen Thionville und 25 aus Morbach - erlebten ihren ersten gemeinsamen Unterrichtstag. Ziel war das gegenseitige Kennenlernen der Schüler, die bereits Briefkontakt zu einander haben. "Das klappt doch wunderbar, wenn man das so sieht", schmunzelte Irmgard Wagner, während sie fasziniert der Konversation der Siebenjährigen lauschte. Mit den Worten "Der Clement hat seine Karte verloren", suchte Hannah bei ihr Rat, die besagtes Namensschildchen auf dem Boden hatte liegen sehen. Eine Antwort erhielt diese jedoch postwendend von ihrer Brieffreundin Julie, die sich bereits darum gekümmert hatte. "Ich habe das dem Clement schon gegeben",sagte sie ihr auf Französisch. Und Hannah verstand. "Die Kinder fangen schon mit vier Jahren mit Deutsch an", berichtete Annelise Voillard, eine der beiden Lehrerinnen der Erstklässler aus Thionville. Die fünf Jahrgangsstufen umfassende Grundschule St. Pierre sei eine besondere Schule. "Alle Lehrer sind zweisprachig." In der ersten Klasse beschränke sich der Deutsch-Unterricht noch auf Bildende Kunst und Sport. Danach werde - gutes Verstehen vorausgesetzt - beispielsweise auch in Biologie nach und nach die Fremdsprache integriert. Daher würden die Schüler im dritten oder vierten Schuljahr bereits in Deutsch schreiben können. Der Kontakt zwischen den nur zwei Fahrstunden voneinander entfernten Grundschulen war bei Lehrer-Fortbildungen in St. Avold zustande gekommen. Das Centre Transfrontalier vermittelt laut Irmgard Wagner solche grenznahen Kontakte und Partnerschaften. Die Morbacher Grundschullehrerin möchte im September mit ihren Schützlingen gern einen Gegenbesuch bei den französischen Schülern und Kollegen machen. Diese waren laut Sanbrine Mariani mit zwei Lehrkräften und zwei Elternteilen nach Morbach gekommen. Und einem freiwilligen Begleiter. "Ich bin pensioniert, und das macht mir Spaß", erzählte Bernard Becker.

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