Sportgeschäft in Heidenburg betreibt seit 1999 Online-Shop - Verkauf vor Ort nimmt wieder zu

Heidenburg · Er war ein Pionier im Online-Handel, lange vor Amazon. Und das in einem Dorf zwischen Hunsrück und Mosel. Werner Treinen, Inhaber des Sport-Shops Treinen in Heidenburg, setzt inzwischen wieder auf individuelle Produkte, die vor Ort verkauft werden.Weltweite Online-Konzerne dominieren nun das Internet.

 Werner Treinen zeigt ein bedrucktes Sweatshirt.

Werner Treinen zeigt ein bedrucktes Sweatshirt.

Foto: Hans-Peter Linz

"Damals haben wir uns noch mit einem Modem ins Internet einwählen müssen," erzählt Werner Treinen, Inhaber der Firma Sport-Treinen und Ortsbürgermeister von Heidenburg. Damals, das war 1999, in den Kindertagen des Internets. Treinen hatte sein Sportgeschäft bereits 1986 eröffnet. Als dann das Internet immer dominanter wurde, war für Treinen klar, dass das es auch Potenziale für den Verkauf von seinen Produkten bietet. Heidenburg war schon früh ans Internet angeschlossen.

Die schnelle Leitung war ein Standortvorteil für Treinen, der daraufhin einen der ersten Online-Shops für Sportartikel in Deutschland eröffnete. "Für uns war das von Vorteil - wir konnten uns einen zusätzlichen Markt erschließen, ohne in eine größere Stadt zu wechseln, um mehr Laufkundschaft zu haben", sagt Treinen. Damals hätten die Leute die Produkte auf einer drei Seiten umfassenden Homepage ausgewählt und oftmals per Fax oder per Telefon bestellt, denn E-Mail hatte noch nicht jeder. Das Geschäft lief in einer Zeit, in der größere Konzerne wie etwa Adidas noch gar keine Intenetseite hatten, erinnert sich Treinen.

Dann kam Ebay auf den Markt. "Das war so um 2001/02, und wir haben auch dort einen Shop eingerichtet", sagt Treinen. Und schließlich kam auch Amazon mit Sportartikeln ins Netz, inzwischen weltweit größtes Online-Kaufhaus. "Amazon hat uns 2007 angesprochen, dort auch Produkte einzustellen. Das lief vier, fünf Jahre lang gut, aber dann begann ein Preiskampf, nachdem die Lieferanten wie etwa Nike oder Adidas auch ihre Produkte direkt in Amazon einstellen konnten. Das rechnete sich für uns nicht mehr", erläutert der Kaufmann. Und damit war für ihn klar, dass er sich etwas Neues einfallen lassen muss. "Wer im Einzelhandel arbeitet, muss sich bewegen können, sonst kann man nicht überleben," versichert Treinen.

Der Kaufmann, der das Geschäft als Familienbetrieb mit Frau und zwei Töchtern führt, entdeckte eine neue Marktlücke. "In jüngster Zeit wird es immer beliebter, Dinge selbst ganz individuell herzustellen," erzählt er. "Es geht dabei immer darum, etwas Einzigartiges, Individuelles zu haben", sagt Treinen. Und so nahm er individuell gestaltete T-Shirts, Hosen, Krawatten und sogar Uhren in seine Produktpalette auf. "Das ist unsere neue Strategie, Produkte werden so schnell wie möglich hergestellt." Die Nachfrage sei groß, erklärt er: von Baby-Bodies mit Aufdruck bis hin zum Kleidersatz für eine regionale Bäckerei-Kette. Der Anteil dieser Produkte sei in den jüngsten Monaten auf 50 Prozent gestiegen. Sie würden häufig vor Ort gekauft. Hatte sein Geschäft in den späten 1980er Jahren noch 100 Prozent Laufkundschaft, so sei dieser Anteil von 50 Prozent in den 2000er Jahren bis auf 20 Prozent gefallen. Dem stand die Steigerung im Online-Handel gegenüber. Jetzt aber würde der Anteil der Laufkundschaft wieder anwachsen, da diese Produkte vornehmlich regional gekauft werden.

In Heidenburg will Treinen auf jeden Fall bleiben. "Die Lage auf dem Land hat viele Vorteile. Und wir schaffen damit als Familienbetrieb auch eine Perspektive für unsere Töchter."

Extra
Amazon macht weltweit 107 Mililarden US-Dollar Umsatz. Nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung wächst der deutsche Online-Handel jährlich um 21 Prozent. Der Online-Anteil im Segment Sport und Freizeit beträgt dabei rund 20 Prozent. Das macht etwa 3,8 Milliarden Euro Umsatz aus. Sport-Treinen hat laut Werner Treinen einen Jahresumsatz der, so Werner Treinen, im hohen sechsstelligen Bereich. hpl

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