Spuren von Menschen und Tradition

Morbach-Weiperath · Das Foto eines Nachttopfs, ein mobiler Beichtstuhl und eine 1700 Jahre alte Holzpumpe vom Vicus Belginum treffen in der neuen Sonderausstellung des Hunsrücker Holzmuseums in Weiperath zusammen. "Hinterlassenschaften - Was von Menschen und Zeiten bleibt" stellt auch Fragen an die Besucher.

 Einer der Macher der Ausstellung „Hinterlassenschaften“ im Holzmuseum in Weiperath mit einem Ausstellungsstück: Michael Pinter zeigt das Foto eines Nachttopfs von einem Eifeler der nach Brasilien ausgewandert war. TV-Foto: Marion Maier

Einer der Macher der Ausstellung „Hinterlassenschaften“ im Holzmuseum in Weiperath mit einem Ausstellungsstück: Michael Pinter zeigt das Foto eines Nachttopfs von einem Eifeler der nach Brasilien ausgewandert war. TV-Foto: Marion Maier

Noch sind die fünf Macher der Ausstellung "Hinterlassenschaften - Was von Menschen und Zeiten bleibt" und ihre Helfer im Hunsrücker Holzmuseum am Rotieren. Stellwände werden gestrichen, Glasvitrinen vorsichtig gefüllt, Fotos gerahmt. Am Freitag ist Eröffnung.
Michael Pinter stöhnt. "Nie wieder" denke er sich bei all dem Aufwand jedes Jahr, sagt er und ist dann doch wieder dabei. Der pensionierte Lehrer hatte diesmal die Idee zur Schau. Die Inspiration dazu fand er bei einer ähnlichen Ausstellung in Köln. Die hat ihm wegen des fehlenden roten Fadens wenig imponiert, doch fügt er hinzu: "Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen."
Zusammen mit den übrigen ehrenamtlichen Kräften vom Leitungsteam, Annette Eiden-Schuh, Hubert Brück, Peter Schmitt und Katharina Hacken-thal, konzipierte Pinter die Schau und setzt sie nun mit rotem Faden und regionalem Bezug um.
Auf drei Ebenen werden zwölf Themen präsentiert - besucherfreundlich mit wenig Text im Begleitheft aufbereitet und professionell gestaltet mit Unterstützung des Designers Stephan Zanders. Die Ebene "Lebensspuren" steht am Anfang. Kaum etwas hinterlassen hat die 2009 gestorbene Rosa Paulus, die allein im alten Bauernhaus lebte, das heute vom Holzmuseum genutzt wird. Von den in Notzeiten nach Brasilien ausgewanderten Hunsrückern und Eifelern sind hingegen einige Spuren in einem kleinen Museum vor Ort zu finden, darunter ein Nachttopf von Villeroy und Boch und ein selbst gebautes Bügeleisen. Von diesen Hinterlassenschaften werden in Weiperath Fotos gezeigt.
Auch technische Meisterleistungen überdauern manchmal Jahrhunderte, so die im Grundwasser konservierte Holzpumpe aus dem dritten Jahrhundert nach Christus, die bei Grabungen im Vicus Belginum gefunden und nun vom Landesmuseum ausgeliehen wurde.
Auf der Ebene der "Lebensgeschichten" gelang es dem Museumsteam als ein Beispiel die biografischen Daten eines Gerichtsschreibers zu ermitteln, von dem lediglich der verwitterte Grabstein an der alten Wahlholzkiche geblieben ist. Rätsel gibt hingegen der mobile Beichtstuhl der Ebene "Orte - Erben - Traditionen" auf. Er wurde im Merscheider Kirchenkeller gefunden, über seinen Einsatz ist nichts bekannt. Für Pinter steht er für eine Tradition, die auch bei Katholiken zunehmend aus dem Blick gerät. In den Blick nehmen sollen die Besucher am Ende der Ausstellung sich selbst oder besser die Frage: Was soll von mir bleiben? Wer möchte, kann dem Museum ein Exponat zur Verfügung stellen.
Die Sonderausstellung "Hinterlassenschaften" ist vom 14. Mai bis 29. April im Hunsrücker Holzmuseum in Weiperath zu sehen. Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 14 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 10.30 bis 17 Uhr.

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