Steinpilze sprießen wie selten zuvor

MORBACH/BIRKENFELD. (red) Die gute Nachricht: In diesem Jahr gab es so viele Pilze wie schon lange nicht mehr. Die schlechte: Gut möglich, dass die Saison schon so gut wie beendet ist.

Reiche Ernte machten in den vergangenen Wochen die Pilzfreunde im Hunsrück: Kiloweise schleppten sie vor allem Steinpilze nach Hause, um sie zu trocknen, einzufrieren oder gleich zu verzehren. Die ersten Pfifferlinge, bei passionierten Sammlern ähnlich beliebt wie der Steinpilz, zeigten sich in diesem Jahr pünktlich Anfang Juli. Doch die bald beginnende Hitzeperiode machte ihnen spürbar zu schaffen. So waren die orangegelben Pilze, die nicht nur gut schmecken, sondern auch äußerst angenehm riechen, diesmal noch seltener als sonst. Der extrem feuchte August begünstigte dafür aber das Wachstum der Steinpilze: Die ersten erschienen schon Mitte August - viel früher als sonst. Das freute neben den Sammlern auch Würmer und Schnecken, die sich genüsslich darüber hermachten. Das war leicht zu verschmerzen, weil die Quantität keine Wünsche offen ließ. "Fehlt nur noch, dass einer aus dem Asphalt einer Straße sprießt", kommentierte ein erfahrener Sammler das diesjährige Überangebot an Steinpilzen. Das lockte auch viele Gelegenheitssammler in den Wald. Kundige Kenner, die aufgrund jahrelanger Erfahrung gezielt bestimmte Stellen ansteuern, schleppten fünf Kilo und mehr pro Waldgang heim. Was eigentlich nicht erlaubt ist: Denn der Paragraph 23 des Waldgesetzes gestattet nur eine Menge, die für das Zubereiten einer Mahlzeit ausreicht - allerdings ist das eine sehr dehnbare Vorgabe. Kommerzielles Sammeln kann als Ordnungswidrigkeit auf jeden Fall mit einer Geldbuße von bis zu 2500, im Extremfall sogar bis zu 10 000 Euro geahndet werden. Das betrifft zum Beispiel jene, die ihre Pilz-Ernte an Restaurants verkaufen. Doch die Strafandrohung ist wohl eher Theorie: "Wer soll das kontrollieren?", sagt Ulrich Sommer, der Leiter des Forstamts Birkenfeld. Ihm jedenfalls ist im Kreis Birkenfeld bisher kein einziger Fall bekannt, bei dem es zu einer Anzeige oder gar zu einer Gerichtsverhandlung kam.Ist die Saison schon vorbei?

Als Sammler war auch er über die vielen Pilze in diesem Jahr erfreut. Er sieht allerdings auch die Nachteile: So verlangen die durchs Unterholz schleichenden Waldbesucher von den Waldarbeitern erhöhte Wachsamkeit beim Holzeinschlag. Auch Jäger sind über die ständige Unruhe alles andere als erfreut, weil das Wild immer wieder aufgescheucht wird. "Für die ist es ein Ärgernis", weiß der Forstdirektor, der nichtsdestotrotz für Gelassenheit im Umgang miteinander plädiert. Denn er weiß, dass keine Verordnung und kein Gesetz jemanden vom Suchen abhält. Wobei dieses Streifen durch den Wald und das Glücksgefühl, wenn wieder einer der charakteristischen Steinpilzhüte auftaucht, für manchen ohnehin ein noch größerer Genuss als die spätere Mahlzeit ist. Irgendwann ist es mit den Pilzen dann auch ohnehin wieder vorbei, und es kehrt wieder Ruhe im Wald ein. Das könnte in diesem Jahr schon sehr bald der Fall sein: Das schöne Wetter der vergangenen Tage hat das Wachstum der Steinpilze abrupt gebremst. Experten gehen davon aus, dass damit die Pilzsaison so gut wie beendet ist - also zu einem Zeitpunkt, an dem sie sonst erst so richtig begonnen hat.

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