Stopp, Polizei!

MORBACH. Erschreckende Bilanz bei Drogen-Kontrollen an der Hunsrück-Höhenstraße am "Stumpfen Turm" und der "Zolleiche" anlässlich des Techno-Spektakels "Nature One" bei Hasselbach: 38 Fahrer mussten eine Blutprobe über sich ergehen lassen. Weitere 36 Personen werden sich wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittel-Gesetz verantworten müssen.

"Guten Tag, das ist eine Polizeikontrolle. Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte", spricht der Polizeibeamte ins Autoinnere hinein. Eine Krankenschwester aus der Nähe von Pirmasens ist mit zwei Freunden auf dem Rückweg von der Techno-Party "Nature One". Die Frau muss den Pupillen-Test machen. Das heißt: Für eine Minute muss sie sich die Augen zuhalten. Danach öffnet sie wieder. Je nach Reaktion der Pupillen liegt der Verdacht auf Drogenkonsum nahe. Die Blondine hat nichts zu befürchten. Der Test fällt negativ aus. Trotz des Zeitverlusts hat sie vollstes Verständnis für die Kontrollen: "Ich bin schließlich Krankenschwester und sehe häufig Opfer von Unfällen, bei denen Drogen im Spiel waren." Nach Zittern Urinprobe

Für andere ist die Fahrt an der "Zolleiche" zu Ende. Darauf weist ein halbes Dutzend geparkter Autos hin. Den Fahrern war die Weiterfahrt untersagt worden. So auch einem jungen Luxemburger. Er gab zunächst an, keine Drogen genommen zu haben. Dem Beamten kam es verdächtig vor, dass er stark zitterte. Nach einer positiven Urinprobe war der Mann gesprächiger: Offenbar stand er nicht nur unter Drogeneinfluss, sondern gab außerdem zu, Drogen im Auto versteckt zu haben. Ein Polizeibeamter aus Bernkastel-Kues wurde schließlich fündig: ein Tütchen Marihuana. Beim Großeinsatz anlässlich der Techno-Party bei Hasselbach - am Sonntag waren 20 Beamte allein bei Morbach aktiv - wurde die örtliche Polizei unterstützt von Kollegen aus Bernkastel-Kues, Hermeskeil, Trier, Idar-Oberstein und der Bereitschaftspolizei. Sogar ein vierbeiniger "Kollege" war mit im Dienst: Falko von der Hundestaffel aus Trier. Das Ergebnis der dreitägigen Kontrollen ist laut Polizeioberkommissar Clemens Hartmann "erschreckend". Bereits am Donnerstag, also noch vor dem eigentlichen Festival-Beginn, erwischten er und seine Kollegen zwei mutmaßliche Dealer mit größeren Mengen Amphetamin, 26 Ecstasy-Tabletten und einem Gramm Kokain. "Das hat mit Eigenkonsum nichts mehr zu tun", erklärte Hartmann, bei der Morbacher Polizei der Fachmann in Drogenfragen. Übrigens: Der Fahrer des Duos hatte zudem Kokain genommen, "im Straßenverkehr absolut gefährlich", unterstrich Hartmann. Insgesamt 38 Autofahrer mussten am Donnerstag, Freitag und Sonntag eine Blutprobe über sich ergehen lassen. Das heißt: Bei ihnen war ein Schweiß- oder Urintest positiv ausgefallen. Weitere 36 Personen müssen sich laut Polizei wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittel-Gesetz verantworten. Entweder registrierte die Polizei bei ihnen Drogenbesitz oder -konsum. Oder beides. Für einen Fahrer wird es wohl besonders dick kommen: Er fuhr laut Polizei unter Drogeneinfluss ein nicht zugelassenes Fahrzeug mit verfälschtem Kennzeichen. 100 Meter vor der Kontrolle wendete er und versuchte zu flüchten. Vergebens. Auch der Arzt Tobias Kühne war im Dauereinsatz. Mediziner und Polizei arbeiten in Morbach gut zusammen, erklärte Einsatzleiter Hans-Georg Gröber. Während anderswo zwei Beamte gebunden seien, weil sie mit dem betroffenen Fahrer auf die Dienststelle oder gar ins Krankenhaus fahren müssen, befinden sich in Morbach stets Kühne oder einer seiner Kollegen vor Ort. Das spart Zeit und Geld. Hocherfreut winkte der Kripo-Beamte Karl-Heinz Felske mit einem Flugblatt, das auf der Pydna an vielen Windschutzscheiben befestigt war. Darin wird deutlich vor Polizei-Kontrollen gewarnt sowie über die Wirkung von Drogen und mögliche Konsequenzen des Konsums informiert. "Ein Riesen-Präventionseffekt", freute er sich, auch wenn es in vielen Fällen nichts genützt hat. Beispielsweise bei einer Auszubildenden aus Weiskirchen, die wie ein Häufchen Elend im Polizei-Zelt saß. Denn sie nahm nach eigenen Angaben eine halbe Ecstasy-Tablette und machte sich am Sonntag mit Vaters Auto auf den Heimweg. Als Grund gab sie zerknirscht "Gruppenzwang" an. Die Hoffnung von Hartmann, der durchaus Mitleid mit der jungen Frau hat: "Hoffentlich lernt sie was draus. "

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