TIERSCHUTZ

HEIDENBURG. (red/mc) Mit dem Modellflugzeug Rehkitze aufschrecken und verscheuchen, damit sie nicht dem Mähdrescher zum Opfer fallen: Ein Heidenburger macht genau das. Im Folgenden sein Bericht:

"Heute waren wir Rettungsflieger", weiß der fünfjährige Moritz seiner Mama zu berichten, als er mit seinem Vater vom Modellfliegen nach Hause kommt. Papa Andreas Jäger aus Heidenburg ist begeisterter Modellflieger. Regelmäßig ist er mit Moritz auf einer Wiese zwischen Heidenburg, Breit und Büdlich, wo sie selbstgebaute Flugzeuge fliegen lassen. Hier hat Jäger seit zehn Jahren die Erlaubnis, als vereinsloser Modellflieger seine Flugmaschinen zu betreiben. Es gibt hier keinen Modellflugplatz, nur ab und zu sind die kleinen Flieger zu sehen und auch zu hören. Gestartet wird aus der Hand und gelandet auf dem Bauch. Mit den Jagdpächtern in Heidenburg gibt es, seit Jäger von der Gemeinde seine Starterlaubnis hat, keine Probleme. Gelegentlich bleiben diese auch mal stehen, um sich eine Landung oder einen Start aus der Nähe anzusehen. Jeder gönnt dem anderen sein Hobby. Und der 1000. Jubiläumsflug zeigt, dass offensichtlich keine Beeinträchtigung durch den Modellflieger besteht. Kürzlich nun kam Jagdaufseher Frank Scholtes auf die beiden zu. Er hatte eine ungewöhnliche Idee, für die er die Flugzeuge braucht.Gänzlich ohne Schalldämpfer geflogen

Denn in Sichtweite vom üblichen Startplatz ist eine große Wiese. Und genau dort haben sich fünf Rehkitze eingenistet. Scholtes wußte, dass die Wiese bald gemäht werden soll: der sichere Tod der Wildtiere. Ist es möglich, den Hügel im Tiefflug abzufliegen, wollte Scholtes von den beiden Modellbauern wissen? Es war möglich. Sofort packte Jäger seine Sachen zusammen, um am gegenüberliegenden Hang wieder seine Flugzeuge starten zu lassen. Dreimal wurde der Flieger an diesem Morgen aufgetankt, am Abend und am nächsten Tag kommt es zu weiteren Tiefflügen. Das Besondere: Sonst immer auf möglichst beste Geräuschdämpfung ausgelegt, wird - um möglichst laut zu sein - gänzlich ohne Schalldämpfer geflogen. Sinn der Aktion: Die Tiere sollen gestört werden. Wenn sich die Lage wieder beruhigt, so nach zirka zwei Stunden, sollen die Muttertiere die Kitze aus der Wiese in den Wald verbringen. Was denn los sei, wollte der benachbarte Jagdaufseher aus Breit wenige Tage später von dem Heidenburger Modellflieger wissen. Er hatte den Flugzeugeinsatz von Breit aus beobachtet und gehört - es sei viel lauter als sonst gewesen. Doch als er von dem Grund für den "Krach" erfahren hatte, wollte er schon wenig später den nächsten "Jagdeinsatz" für sein Gebiet mit Rehkitzgefährdung für die Breiter Gemarkung buchen. Und so wurden auch in Breit mehrere weite Wiesenflächen abgeflogen. Zufall oder erfolgreicher Modellfliegereinsatz? Am Ende der Mäharbeiten hieß es: "In diesem Jahr kein Rehkitz überfahren." Die Aktion wird momentan auf anderen Wiesenflächen noch fortgesetzt. Der kleine Moritz hat jedenfalls Recht behalten: "Er ist ein Rettungsflieger."

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