"Tag, ich bin der Rollnapf"

LÜCKENBURG. Klingeling, das Futter für den Hund ist da: Statt dem Sozialsystem auf der Tasche zu liegen, hat sich Bernhard Gritte mit einer pfiffigen Geschäftsidee selbstständig gemacht: Sein "Rollnapf" liefert Tierfutter bis vor die Haustür.

"Das ist schon ein Wagnis, auf eigenen Füßen zu stehen." Bernhard Gritte ist aufgeregt. 19 Jahre lang arbeitete der 34-Jährige als Maler und Lackierer im selben Betrieb. Jetzt ist er Unternehmer. Seit dieser Woche fährt er mit seinem roten "Rollnapf"-Transporter durch den Hunsrück, Hochwald und das angrenzende Saarland. In seinem mobilen Geschäft führt er Tierfutter jeder Art - ob für Katzen, Hunde, Hühner, Hamster, Pferde, Vögel oder Fische. "Neunkirchen war der erste Ort, den ich angesteuert habe. Sechs Leute haben direkt was gekauft", sagt Bernhard Gritte und ist froh. Hupend fährt er durch die Dörfer. Kommt niemand auf die Straße, klingelt er auch mal an einer Haustür: "Guten Tag, ich bin der Rollnapf. Haben Sie Haustiere?" Manches Herrchen oder Frauchen wird sich freuen: Der Lückenburger hat ein großes Futtersortiment von Herstellern, deren Produkte sonst nur in Fachgeschäften vorrätig sind. "Das nächste ist in Trier - aber nicht jeder will oder kann für Spezialfutter so weit fahren", erklärt Bernhard Gritte sein Geschäftsmodell. Monatelang suchte er nach einer zündenden Idee: "Dass ich etwas anderes machen muss, war schon länger klar. Aber ich wusste nicht was." Seinen gelernten Beruf konnte der Maler und Lackierer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben. "Mir sind die Fingerspitzen aufgesprungen. Es hatte einfach keinen Zweck mehr." Die Lösungsmittel führten zu allergischen Reaktionen. "Arbeitslos? Das ist nichts für mich!"

Der Maler musste seinen sicheren Arbeitsplatz gegen eine ungewisse Zukunft eintauschen. Sich darauf zu verlassen, auf dem desolaten Arbeitsmarkt wieder eine Festanstellung in einer anderen Branche zu bekommen, war dem Lückenburger zu riskant. Lieber wurde er selbst aktiv: "Arbeitslos, das ist nichts für mich!" Bernhard Gritte wagte den Sprung in die Selbstständigkeit. Nach fast zwei Jahrzehnten in derselben Firma fiel ihm der Abschied von seinen Kollegen schwer. "Nach so langer Zeit ist das fast ein bisschen wie Familie", lobt er die gute Atmosphäre bei seinem ehemaligen Arbeitgeber. Dass sich die Tierhalter unter seinen Ex-Kollegen auf einen Besuch des "Rollnapfs" einstellen dürfen, ist klar: "Die waren von der Idee gleich begeistert." Doch bevor der "Rollnapf" geboren war, verbrachte der Maler einige schlaflose Nächte. Gefunkt hatte es beim Fernsehen: "Ich war krankgeschrieben und sah mir die Serie ,Unter uns' an. Da war jemand, der hat Tierfutter verkauft. Da dachte ich sofort: Das wär' doch was", erzählt Gritte. Seine Frau habe ihn von Anfang an unterstützt, sagt der Unternehmer dankbar. Inzwischen ist die Garage sein Lager. Dort türmen sich in den Regalen Säcke und Dosen mit Tierfutter bis unter die Decke. Neben dem Fenster stehen Kisten mit Hunde-Spielzeug, Halsbändern, Leinen und - natürlich Fressnäpfen in verschiedenen Farben und Formen. Der Familienwagen musste weichen und parkt draußen neben dem roten Transporter, der nun als "Rollnapf" über die Dörfer tourt. Gritte hofft, dass genug Tierhalter sein Angebot nutzen werden: "Ich muss ja einen gewissen Umsatz machen, damit es sich rechnet." Läuft alles gut, kann sich der Unternehmer auch vorstellen, einen zweiten Fahrer zu beschäftigen. "Andere haben auch als Ein-Mann-Betrieb angefangen." An den genauen Verkaufs-Routen feilt er noch. Diese Woche testet der Unternehmer, wie lange er sich etwa in den einzelnen Orten aufhält. Geplant sind bis zu 14 Stopps pro Tag. Darunter vor allem Dörfer, aber auch lokale Zentren wie Hermeskeil, Thalfang, Idar-Oberstein oder Morbach. In seinem Heimatort Rorodt fragen die Leute schon ungeduldig: "Berni, wann kommst du denn jetzt endlich bei uns vorbei?"

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