Tante Emma lebt

Totgesagte leben länger. In den Dörfern der Einheitsgemeinde Morbach und der Verbandsgemeinde Thalfang gibt es derzeit acht Tante-Emma-Läden. Einer wurde jüngst eröffnet.

 Dorfläden wie der in Horath sind im Hunsrück noch recht häufig. Im Bild Gabriele und Rudi Klein mit Mitarbeiterin Uschi Alt sowie den Kunden Erna und Günther Steffes (von links). TV-Foto: Ursula Schmieder

Dorfläden wie der in Horath sind im Hunsrück noch recht häufig. Im Bild Gabriele und Rudi Klein mit Mitarbeiterin Uschi Alt sowie den Kunden Erna und Günther Steffes (von links). TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach/Thalfang. Immer wieder ist die Rede davon, dass Tante-Emma-Läden aussterben oder gar ausgestorben sind. Im Hunsrück ist das anders. In den Dörfern von Morbach und Thalfang gibt es noch eine Reihe von Dorfläden. Aus dem Rahmen fällt Gonzerath mit zwei Geschäften plus Metzgerei und Bäckerei. "Wir können uns nicht beschweren", betont Ortsvorsteher Dietmar Thömmes. Neben Parkmöglichkeiten sei auch die durch den Ort führende Bundestraße von Vorteil.

Je ein Geschäft gibt es in Hoxel und Morscheid. Tanja Gottardini, die 2007 einen Laden nahe am Campingplatz wiedereröffnet hat, ist zufrieden. Backwaren und Wurst gingen immer: "Wir haben jeden Tag frische Brötchen, die ich hier backe." Aber auch der sonstige Umsatz laufe besser als angenommen. Bei Sabine Jörg in Morscheid läuft es nach ihren Angaben weniger gut. Dabei hält sie Lebensmittel, Getränk, Backwaren sowie Wurst und Fleisch vom Metzger vor.

In Heinzerath hat Anfang August erst ein Tante-Emma-Laden aufgemacht. Er ist aus einem Kinder-Second-Hand-Laden entstanden, der nicht mehr gut lief. Georgeta Stefes und ihr Mann hatten allerdings kräftig in den Umbau einer alten Scheune investiert.

"Nicht mehr wegen Kleinigkeiten nach Morbach"

 Susana Johnson und ihre Tochter Eva sind schon gute Kunden im neu eröffneten Laden von Georgeta Stefes in Heinzerath. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Susana Johnson und ihre Tochter Eva sind schon gute Kunden im neu eröffneten Laden von Georgeta Stefes in Heinzerath. TV-Foto: Ilse Rosenschild



Kurzerhand entschloss sich die Mutter von sechs Kindern, Lebensmittel hinzuzunehmen. "Die Menschen kommen, wenn sie einen Kuchen backen und beispielsweise das Sahnesteif fehlt", weiß die Klein-Unternehmerin. "Man muss nicht mehr wegen Kleinigkeiten nach Morbach fahren", freut sich die Kundin Susana Johnson.

Ansonsten gibt es in den Morbacher Dörfern nur Hofverkäufe oder in Hinzerath einen Eisverkauf. Für Ältere sei das ein Problem, weiß Ortsvorsteher Hermann Moseler. Sie seien angewiesen auf "rollende Märkte" oder auf Mitfahr- oder Mitbringgelegenheiten. In Haag gibt es laut Ortsvorsteher Norbert Schemer daher Überlegungen, einen Dorfladen einzurichten.

In den Thalfanger Dörfern gibt es nur noch Läden in Malborn, Heidenburg, Horath und Neunkirchen. Dort hält die 74-jährige Elisabeth Schneider von morgens bis abends (außer Mittwoch nachmittags) ein Trockensortiment vor. Darunter versteht man Waren, die nicht gekühlt werden müssen. "Sie macht das mit Freude und Spaß", bewundert Kollege Helmut Schander in Heidenburg. Der Bäckermeister war nach Schließung des örtlichen Ladens mit Lebensmitteln und Getränken in die Bresche gesprungen. "Ich bin froh, dass wir ihn haben", würdigt Ortsbürgermeister Dietmar Jäger. In Malborn sei Frisches und Fleisch am meisten gefragt, sagt Carla Heitgen, während es in Horath noch die komplette Palette an Lebensmitteln, Fleisch, Wurst, Brot, Obst, Gemüse, Tiefkühlkost und Getränken zu kaufen gibt. Die Frequenz könnte laut Betreiber Rudi Klein aber "um einiges besser sein".

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