Thalfang speckt ab

125 000 Euro lassen sich die 13 beteiligten Kommunen das Marketing für den Saar-Hunsrück-Steig kosten. Zu teuer, sagen die Mitglieder im Haupt- und Finanzausschuss der Verbandsgemeinde Thalfang. Es werden 4870 statt 9600 Euro überwiesen.

 Ein kritisches Thema: Der Verlauf des Saar-Hunsrück-Steigs bei Thalfang..TV-Foto: Archiv (Hermann Bohn)

Ein kritisches Thema: Der Verlauf des Saar-Hunsrück-Steigs bei Thalfang..TV-Foto: Archiv (Hermann Bohn)

Thalfang. (doth) Mit seinem Antrag, den vollen Betrag für 2008 noch einmal zu überweisen und im Laufe des Jahres eine bessere Finanzierungsform zu finden, scheiterte Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo. Vom Ausschuss wurde eine andere Rechnung aufgemacht: Von den 180 Kilometern Saar-Hunsrück-Steig führen ganze sieben an Thalfang vorbei. Das macht 695 Euro pro Kilometer, also 4870 Euro statt 9600. Die Ausschussmitglieder votierten mehrheitlich für diesen Betrag und schlossen sich damit dem Beschluss des Verbandsgemeinderates vom 18. Dezember vorigen Jahres an.

Kritik: Thalfang ist beim Steig außen vor

Im nächsten Jahr sollen die Landkreise für die Finanzierung mit ins Boot geholt werden.

Heftige Kritik wurde laut: Thalfang komme an der Strecke und in der Werbung für den Steig gar nicht vor. Der Weg führe weit am Ort vorbei. Das Gastgewerbe habe so gut wie nichts von dem Premium-Wanderweg, und nun soll die Gemeinde auch noch genau so viel für die Werbung zahlen wie andere Kommunen, die weit längere Streckenabschnitte haben. Nirgendwo werde auf die Sehenswürdigkeiten in Thalfang hingewiesen.

Der nächste Punkt auf der Tagesordnung war weit angenehmer: Für Projekt-Ideen der Lokalen Arbeitsgruppe Erbeskopf (LAG) gibt es aus dem Leader-Programm bis 2013 Geld aus Brüssel.

Bürgermeister Dellwo forderte dazu auf, kreative Ideen einzubringen, um die zur Verfügung stehenden 1,4 Millionen Euro sinnvoll ausschöpfen zu können, warnte aber auch: "Die Förderquote liegt bei 50 Prozent. Den Rest müssen die Ortsgemeinden tragen."

13 Ideen und Anträge sind bereits gesammelt worden. Auch einzelne Bürger können ihre Ideen einbringen. Vorsitzender der LAG Erbeskopf ist der Hermeskeiler Bürgermeister Michael Hülpes und in seinem Rathaus befindet sich auch die LAG- Geschäftsstelle.

Geld gibt es ferner für den Ausbau der Breitbandversorgung im Lande. Bis 2012 lässt die Landesregierung zehn Millionen Euro springen, um Lösungen für die DSL-Versorgung der "weißen Flecken" in Rheinland- Pfalz zu bezuschussen. In den Thalfanger Ortsgemeinden Horath, Deuselbach, Merschbach und Schönberg sind die Flecken besonders weiß. Im Mainzer Wirtschaftsministerium wird eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Thalfang wird sich um Zuschüsse bemühen, damit auch in kleinen Ortschaften der Breitbandzugang ins Internet möglich wird und damit die Infrastruktur in ländlichen Regionen weiterentwickelt werden kann.

Meinung

Nicht das Licht ausknipsen

Die Verbandsgemeinde Thalfang muss sparen. Das steht außer Frage. Ob das Kürzen der Marketing-Kosten für den Saar-Hunsrück-Steig allerdings das richtige Objekt ist, darf bezweifelt werden. Mit großem Aufwand und viel Geld wurde der neue Premiumwanderweg im vergangenen Jahr eröffnet. Erst kürzlich wurde er zum besten Steig Deutschlands gekürt. Jetzt ausrechnet am Marketing zu sparen, bedeutet, die Chancen nicht auszuschöpfen, die mit ihm verbunden sind. Denn ohne vernünftige Werbung werden die Wanderer ihrem Hobby beispielsweise auf dem Rheinsteig oder dem Rothaarsteig frönen. Wer einen Leuchtturm will, darf ihn nicht zunächst beschließen, ihn bauen und ihm dann das Licht ausknipsen. Einen starken touristischen Magneten gibt es nicht zum Nulltarif. Dann wäre es konsequenter gewesen, wie die Birkenfelder zu einem frühen Zeitpunkt auszuscheiden, die wegen der befürchteten Folgekosten fürs Marketing im Sommer das Handtuch geworfen haben. Auch die anderen Kritikpunkte überzeugen nicht. Natürlich kann ein Steig, der möglichst viel Natur pur zeigen soll, weder den Erbeskopf links liegen lassen noch entlang der Hunsrückhöhenstraße von Hermeskeil über Thalfang nach Morbach verlaufen. Und ob das Thalfanger Gastgewerbe vom Steig profitiert, kann man zu einem so frühen Zeitpunkt noch nicht sagen. Immerhin ist die Beschilderung vom und zum Steig noch gar nicht erfolgt. Auch die Wanderer, die Station am Erbeskopf machen, werden irgendwo essen und schlafen müssen. i.rosenschild@volksfreund.de

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