Tiefer Blick ins Überwachungs-"Auge"

ERBESKOPF. Anlässlich eines Besuchertags des Luftwaffenstützpunktes Birkenfeld konnten Zivilisten die Radaranlage der Bundeswehr am Erbeskopf zum ersten Mal aus der Nähe betrachten. Auch wenn der ganz große Ansturm ausblieb, zeigten rund 300 Besucher großes Interesse an den Radomen und den anderen Einrichtungen innerhalb des militärischen Areals, zu dem sonst jeglicher Zutritt verboten ist.

"Militärische Sicherheitsbereich! Unbefugtes Betreten verboten!" Schilder mit dieser Aufschrift sind rund um die Radaranlage am Erbeskopf überall zu lesen. Wohl zum ersten Mal seit den 60er-Jahren, als die Anlage erbaut wurde, konnten zivile Besucher das Gelände, auf dem sich neben den beiden Radomen eine Maschinenhalle, eine Werkstatt, Lagergebäude und sogar eine Feuerwache befinden, betreten. Der Begriff Radom leitet sich aus dem Englischen "Radar Dome" ab und bedeutet so viel wie Radarkuppel. Von den beiden Radomen ist heute nur noch das Größere in Betrieb. Nur rund 300 Besucher machten von dem Angebot Gebrauch. Doch die, die kamen, waren sehr interessiert. "Es ist interessant zu erfahren, was hier oben überhaupt ist", sagte Stefan Bode, Student am Umweltcampus Birkenfeld. Besonders beeindruckt hat ihn, dass die Anlage nur ein kleiner Teil eines Netzwerkes ist. Sie ist nur eines von sechs "Augen", die für den Einsatzführungsbereich am Standort Meßstetten auf der Schwäbischen Alb in Betrieb sind. Dort befindet sich sozusagen das "Mutterhaus" seines Zuges, schilderte Hauptmann Thomas Schmitt, der Zugführer des Abgesetzten Technischen Zugs 131, der am Erbeskopf zuständig ist. Unter seiner Leitung arbeiten hier rund 60 Soldaten und Zivilisten. Die Anlage ist Teil der Integrierten Nato-Luftverteidigung, sagte Schmitt weiter. Dort werden Daten für die Luftüberwachung gesammelt, übrigens nicht nur zu militärischen Zwecken. Auch das so genannte "Air Policing" spielt eine immer größere Rolle. Das heißt: Die Bundeswehr begegnet auch etwaigen Gefahren durch zivile Flugzeuge. Je nach Wetter könne der Radar bis zu 480 Kilometer weit "sehen". Hauptattraktion am höchsten Bundeswehr-Standort in Rheinland-Pfalz war die Führung durch den 38,5 Meter hohen großen Radarturm. Die Besucher durften die erste und zweite Etage inspizieren, lediglich die Kuppel mit der Antenne blieb ihnen verborgen. Im "Technik-Geschoss" wird Strom, Wasser und trockene Luft für die Radaranlage bereitgestellt, während im Elektronik-Geschoss darüber der eigentliche Radarpuls erzeugt und verstärkt wird. Die Motivation der Besucher war unterschiedlich. "Ich wollte meine alte Wirkungsstätte wieder sehen", sagte Renate Molter aus Nohfelden. Sie arbeitete vor 25 Jahren als Zivilangestellte am Erbeskopf. Andere wie Klaus Schmitt aus Greimerath besuchten Angehörige. Maschinenbau-Student René Etten aus Dickenschied zeigte fachliches Interesse und wunderte sich, dass "relativ veraltete Technik" benutzt wird. Aber vielen ging es wie Cornelia Wahlen aus Geisfeld: "Wir sind sonst oft zum Skifahren hier. Aber hier durften wir nie rein. Deshalb sind wir hier."

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