Trachten suchen neue Tänzer

DHRONECKEN. Derzeit fristen insgesamt 20 Trachten ihr Dasein in einem Dhronecker Kleiderschrank. Die Kleidungsstücke, in denen vor 20 Jahren die Jugendtanzgruppe des Hunsrückvereins auftrat, haben einen hohen ideellen Wert und suchen neue Besitzer.

Ein roter oder ein blauer Rock, ein gleichfarbiges Tuch, eine weiße Bluse, ein Häubchen und Strümpfe - das sind Bestandteile der Hunsrücker Frauen-Tracht um das Jahr 1800. Wie sie ausgesehen hat, ist in einer Broschüre nachzulesen, die die Verbandsgemeinde Herrstein 1986 veröffentlicht hat. Herausgeber war Wolfgang Hey, ein Liebhaber des Hunsrücker Brauchtums. Er war damals Verbandsgemeinde-Bürgermeister von Herrstein und später Landrat in Birkenfeld.Dhroneckerinnen legten selbst Hand an

Im Vorwort der Broschüre fragt Hey, welche Bedeutung Trachten in einer Zeit haben, "in der die Menschen rund um den Globus uniform Blue Jeans, T-Shirts und Einheitsanzüge tragen". Doch der Anhänger des Hunsrücker Brauchtums war damals - und ist es sicher auch heute noch - überzeugt, dass viele Anlässe die Chance bieten, eine früher für die Region typische Kleidung zu tragen. Hunsrücker Trachten kann man nicht nur auf Papier bewundern. Sie gibt es auch noch in natura: Anfang der 80er Jahre entstand im neu gegründeten Hunsrückverein eine Jugendtanzgruppe, die mit ihren Auftritten die Menschen unterhielt und die regionale Tracht der Bevölkerung nahe brachte - und zwar die Hunsrücker Bauerntracht. Die Dhroneckerinnen legten selbst Hand an, erinnert sich Michael Suska, seit 20 Jahren Vorsitzender des örtlichen Hunsrückvereins. Die Mädchentrachten entstanden komplett in eigener Regie, die Knabenkleidung wurde bei einem Schneider in Rascheid bestellt. Das Ganze war kein preiswertes Unterfangen: Auf 3600 Mark belief sich allein ein Zuschuss-Antrag des Vereins. Die Eigenleistungen sind darin nicht enthalten. Seit die Jugendtanzgruppe sich aufgelöst hat, liegen die Trachten unberührt im Schrank des Ortsvereinsvorsitzenden. "Doch dafür sind sie eigentlich zu schade", bedauert Suska. Schließlich haben diese Kleidungsstücke neben dem Preis auch einen ideellen Hintergrund. Und deshalb hat man sich im Hunsrückverein zu einem großzügigen Angebot entschlossen. Gegen einen kleinen Anerkennungsobolus wollen die Dhronecker die je zehn Frauen- und Männertrachten an einen Verein abgeben, der dieses Brauchtum weiterpflegt. "Das kann eine Tanzgruppe sein oder ein Theaterverein", zeigt Michael Suska sich offen. Vereine, die Interesse an den traditionellen Kleidungstücken haben, können sich an Michael Suska wenden, Telefon 06504/1897.

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