Trauer braucht Zeit

MORBACH. (urs) Mit Teilnehmern aus dem Raum Trier sowie von Eifel und Hunsrück ist der erste Trauer-Workshop in Morbach auf große Resonanz gestoßen.

Der Tod ist ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft. Obwohl sich irgendwann jeder damit auseinander setzen muss, stehen Betroffene oft allein da mit ihrem Leid. Was sie im Grunde genommen aber gar nicht sind, wie der erste Trauer-Workshop der Morbacher "Selbsthilfegruppe Trauernde Eltern" zeigt. Rund 60 Menschen haben sich dafür angemeldet - darunter persönlich Betroffene ebenso wie Menschen, die durch Beruf oder Ehrenamt ständig mit dem Tod konfrontiert sind. Beim offiziellen Start unterstreichen auch Bürgermeister Gregor Eibes, Ortsvorsteher Hans Jung, Pastor Florian Brödner und Pater Bernardo die Notwendigkeit eines solches Angebots. Die rege Beteiligung ist ein "Riesenerfolg" für das Organisations-Team um Gaby Hörzer, die Trauer-Workshop-Unterlagen ihrer verstorbenen Tochter inspiriert hatten. Denn im Gegensatz zu manch anderem Schicksalsschlag ist die Trauer um ein verlorenes Kind oder den plötzlich verstorbenen Partner nicht endlich. Ohne professionelle Hilfe mündet sie leicht in der Sackgasse Verzweiflung. "Trauern braucht seine Zeit", weiß Trauerbetreuerin Ulrike Leipprand von der Familienbildungsstätte Trier. Auch trauere jeder anders, weshalb es für Menschen im näheren Umfeld oft schwierig sei, die passenden Worte zu finden. Dennoch ist es für Betroffene wichtig, jemandem zu haben, der ihnen zuhört oder an den sie sich auch mal vertrauensvoll anlehnen können. Doch eben dieses Zutrauen ist nach einem unerbittlichen Schicksalsschlag gestört. Mit einem gezielten Training lässt es sich aber wieder in stabile Bahnen lenken. Den ersten Schritt muss der Trauernde jedoch selber tun, und er muss auch entscheiden, ob er Angebote seiner Umgebung annimmt oder nicht. Claudia Michalski hat den Schritt getan. Wenn auch nicht sofort, nachdem ihr Sohn tödlich verunglückt war. Doch von Rettungsdienstler Erwin Klasen mehrmals auf die Selbsthilfegruppe hingewiesen, schloss sie sich dieser an. Darüber ist sie heute froh: "Man fühlt sich verstanden - weil wir alle das gleiche Leid haben." Der Trauer-Workshop habe sehr berührend begonnen, findet sie. Die Worte von Pastor Brödner seien vielen im Saal nahe gegangen. "Tränen sind wichtig", weiß die Workshop-Teilnehmerin. Ebenso wie das Angebot für Kinder. Reimund Eisenkrämer habe sehr gut rüber gebracht, "wie man den Kindern das beibringt". Bei dem Ehrenamtler der Notfallnachsorge suchen neben Kindern auch Erwachsene, zum Beispiel Erzieher, Rat. Doris Elfert, die eine Tochter durch einen Unfall und einen Sohn durch Krankheit verlor, begrüßt die rege Teilnahme nicht persönlich Betroffener, die so einen Eindruck bekämen. So wie Hiltrud Kuhn, die wertvolle Tipps für die Notfallnachsorge mitnimmt. Auch Inge Kuhn, deren Sohn bei einem Unfall ums Leben kam, hat der Workshop viel gebracht. Sie habe sich wohl gefühlt in dieser Gruppe - vor allem wegen des Gefühls, offen sein zu können. Sehr wertvoll für sie ist auch "dieses zusammen etwas machen, wieder aufeinander zugehen". Denn, so Kuhn: "Man zieht sich ganz zurück in dieser Situation." Hilfe beim "Abschiednehmen" ist aber auch in weniger tragischen Situationen wie etwa Scheidungen vonnöten, weiß Hospizhelfer Wolfgang Schirmer.

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