Treffpunkt mit Tücken

HEINZERATH. Es ist das älteste und sicher auch eines der schönsten Bürgerhäuser in der Einheitsgemeinde Morbach. Und es ist sicher auch eines von denen, die so gut wie täglich genutzt werden. Doch der 50 Jahre alte Dorfmittelpunkt hat eine Sanierung dringend nötig.

Dreimal in der Woche trainieren die Tischtennis-Spieler des Sportvereins. Donnerstags probt der Musikverein Heinzerath-Merscheid. Mittwochs stricken Frauen für den Weihnachtsbasar. Freitags wird gekegelt. Denn eine Kegelbahn gehört auch zum Haus. Und am gleichen Tag wird im Saal auch Skat gespielt. Auch eine Wirtschaft ist ins Haus integriert. Und beinahe täglich steht Karl Resch vom Sportverein hinterm Tresen und zapft Bier. Dass es in Heinzerath ansonsten keine Kneipe mehr gibt, können die 326 Einheimischen deshalb auch verschmerzen. Natürlich werden im Saal auch Geburtstage gefeiert und Ortsbeiratssitzungen abgehalten. Vom Herbst an soll auch eine Kinder-Theatergruppe hinzukommen. Dennoch sind die Einwohner mit ihrem Bürgerhaus nicht mehr ganz glücklich. Bei den Proben dürfen sich die Musiker nicht bewegen, sonst quietscht der Fußboden. Im engen Treppenhaus ist das Mobiliar des Saales untergebracht, wenn es beispielsweise beim Training stört. Andersherum müssen die Tischtennis-Platten verschwinden, wenn der Ortsbeirat tagt. Die Heizöl-Rechnung ist laut Ortsvorsteher Friedhelm deutlich zu hoch. Der Heinzerather Ortsbeirat hat beschlossen, dass das Gemeindehaus generalsaniert werden soll. "Das Projekt darf nicht auf die lange Bank geschoben werden. Wir wollen schnell zu Potte kommen", machte Bernd Stürmer in der Sitzung die Stimmungslage im Gremium deutlich. Einig waren sich die Kommunalpolitiker, dass die Renovierung bald angegangen werden soll. Insbesondere will das Gremium, dass das Gebäude parallel entlang der Kegelbahn um ein Stuhllager erweitert wird. Der Saal mit einer nach Ansicht der Architektin Annette Eiden-Schuh wertvollen Holzbogen-Decke soll einen neuen Boden erhalten. Passend zur Decke sei ein Eichenholz-Boden. Die ehemaligen Feuerwehr-Räumlichkeiten - die Heinzerather Floriansjünger haben aus Mangel an Personal mit Merscheid fusioniert - sollen zum Getränkelager umfunktioniert werden. Mit dem Entfernen einer Wand im Erdgeschoß soll der Jugendraum vergrößert werden. Fenster, Türen und das Stromnetz müssen erneuert werden. Ein Getränke-Aufzug für die Gaststätte, die an den Sportverein verpachtet ist, steht auf der Wunschliste des Gremiums. "Wenn in der Gaststätte die Friteusen laufen, geht im Saal das Licht aus", machte Schlarp gegenüber dem TV deutlich. Eine bessere Dämmung und Sanierung des Dachstuhls sei ebenfalls erforderlich. Dass eine Kostenschätzung mit 400 000 Euro alles andere als preiswert ausfiel, überraschte die Mitglieder des Ortsbeirats nicht. Aber: "Wir wollen nicht gleich die große Flatter kriegen und einen Rückzieher machen", erklärte Ratsmitglied Holger Schabbach. Werner Schneider, der von der Morbacher Bauabteilung auf der Sitzung war, ließ durchblicken, dass die Heinzerather sicherlich einige Abstriche machen müssten. Schließlich muss der Antrag noch in den Morbacher Gemeinderat. Und auch Mainz werde voraussichtlich nur eine abgespeckte Version aus Dorferneuerungsmitteln fördern. Ein großes Fragezeichen steht laut Schneider auch hinter dem Wunsch der Heinzerather, das Vorhaben noch in diesem Jahr auf den Weg zu bringen. Der Ortsbeirat befürwortete die Planung der Architektin einstimmig und bat den Gemeinderat, das Vorhaben weiterzuverfolgen.

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