Uhlenbusch in Thalfang

THALFANG. (urs) Vor einem andächtig lauschenden Publikum stellte Tilmann Röhrig unter Beweis, dass Weltgeschichte alles andere als eintönig sein kann.

Hätte die Lesung nicht anderthalb Stunden dauern sollen? Eine Frage, die sich sicher einige der rund 40 Zuhörer im Musiksaal der Regionalen Schule Thalfang stellten, nachdem Tilman Röhrig zum Schluss gekommen war. Doch die Zeit war um, die Einblicke in Röhrigs historischem Roman "Wir sind das Salz von Florenz" beendet. Bei der Reise in die Renaissance - in das Florenz des "Lorenzo di Medici" mit seinen schönen Künsten, aber ebenso den Schattenseiten der gesellschaftlichen Facetten, waren die 90 Minuten im Nu vergangen. Die Geschichte einer aus bestem Hause stammenden, aber leider unehelichen, jungen Frau, die auf seltsame Weise mit einem düsteren Bußprediger verbunden ist, war einfach zu spannend. Dennoch blieb ihr Schicksal natürlich offen. Stattdessen gewährte der Autor erste Einblicke in seinen im kommenden Jahr erscheinenden Roman-Arbeitstitel "Sehnsucht nach Burgund". Mit dem Roman wird er seine Leser ins fünfte Jahrhundert entführen. André Thelen hätte Röhrigs Episoden sicher gern länger gelauscht. Für den 22-jährigen Thalfanger war dies nämlich bereits seine dritte Röhrig-Lesung. Und sicher nicht die letzte, da er nach eigenen Worten "auf jeden Fall immer wieder gern" zu dessen Vorträgen kommt."Ich werde mir dieses Buch kaufen"

Bei dieser Gelegenheit wird er möglicherweise Edgar Thomas wieder begegnen. Der Thalfanger älterer Generation, der anders als Thelen zum ersten Mal eine Röhrig-Lesung besucht hat, war von dem Gehörten ganz beeindruckt. "Ich werde mir auf jeden Fall dieses Buch kaufen", stand für ihn fest. Der Autor ist für ihn noch aus einem anderen Grund interessant. Denn der freischaffende Schriftsteller, Film-, Funk- und Fernsehautor ist nicht nur ganz in der Nähe, in Hennweiler, geboren, sondern auch zeitweise in Thalfang aufgewachsen. "Sein Vater war Pfarrer in Thalfang und hat mich konfirmiert", erklärte Thomas. "Ich bin hier eingeschult worden und habe fünf Jahre in Thalfang gelebt", erzählt der Schriftsteller. Ingrid Hilgenfeld, die Röhrigs sprachliche Begabung schätzt, ist nach der Lesung noch ganz verzaubert. "Er versteht es, einen zu faszinieren", bilanzierte die Thalfangerin. Aber es sei wichtig, konzentriert zuzuhören, um die geschichtlichen Zusammenhänge zu erfassen. "Ich glaube, die Faszination war spürbar", bedankte sich Marliese Ronde-Feuchtner, Leiterin der Volkshochschule Thalfang für die Lesung. Zuvor hatte sie auf die vielen Auszeichnungen sowie die ihres Wissens 30 Veröffentlichungen Röhrigs hingewiesen. Bekannt wurde der Schriftsteller durch seine Drehbücher für die Serien "Neues aus Uhlenbusch" oder "Löwenzahn". Seine Werke sind in neun Sprachen - darunter Isländisch und Japanisch - übersetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort