"Uhse Seppi braucht keine Opposition"

THALFANG. Am 2. Mai wird Franz-Josef Gasper wie an jedem anderen Werktag an seinem Schreibtisch im Haus der Begegnung sitzen und arbeiten. Doch für den Thalfanger Ortsbürgermeister ist es kein Tag wie jeder andere. Denn übermorgen blickt er auf 20 Jahre Bürgermeister-Tätigkeit zurück.

Kann er sich noch an seine erste Amtshandlung erinnern? Er kann, auch wenn sie vor seinem eigentlichen Amtsantritt lag: In der Hexennacht vor 20 Jahren rief ihn die Polizei an, weil gedankenlose Scherzbolde Kanaldeckel entfernt hatten. "Fahr' doch mal hin", appellierte ein Ordnungshüter. Doch weil das Aufstellen des Maibaums mit ein, zwei Bieren leichter fällt, ließ er sich lieber fahren und setzte die Kanaldeckel wieder an ihren Platz. Ansonsten lässt ihn die Erinnerung an damals schon mal im Stich. Hatte er vor 20 Jahren einen Gegenkandidaten? Egal, nicht so wichtig. Was der gebürtige Thalfanger noch weiß, ist, dass der erste katholische Dorfchef in in der evangelischen Mark "für reichlich Gespräch" sorgte. Damals kam der CDU-Mann mit den Stimmen der FDP und der Freien Wähler ins Amt. Fraktionen spielten noch eine große Rolle in der Dorfpolitik. Heute werde im Gemeinderat Sach- und keine Parteipolitik betrieben. Kein Wunder, dass die Thalfanger Spetzbouwe beim diesjährigen Gala-Abend zur Gaudi des Publikums anmerkten: "Uhse Seppi, der braucht keine Opposition. Was der sagt, wird gemacht." In einem spektakulären Fall hat er - allerdings im Verbandsgemeinderat - anders abgestimmt als seine Fraktion: bei der Entscheidung, dass statt der Renovierung des alten Schwimmbades ein neues gebaut wird. "Da gab's schwer Palaver", erinnert er sich. Wie im VG-Rat fallen im Ortsgemeinderat die Entscheidungen heute meist einvernehmlich. Das neue Erholungs- und Gesundheitszentrum - wenn auch unter der Trägerschaft der Verbandsgemeinde - ist nur einer der Meilensteine in der 20-jährigen Amtszeit. Unvergessen ist für ihn der Erhalt des Prädikats "Luftkurort", das mit einem erheblichen Imagegewinn verbunden gewesen sei. Stolz ist Gasper auch auf die Tennishalle im Ferienpark "Himmelberg". 35 Gesellschafter betreiben sie heute gemeinsam. Den Anstoß hatte die Ortsgemeinde mit einer Einlage im Wert von 100 000 Mark gegeben. "Das wäre heute auch nicht mehr möglich ", meint er mit Blick auf die erheblich zurückgegangene Gewerbesteuer. Stolz ist Gasper nicht zuletzt auf die Erschließung des Gewerbegebiets, für die er dicke Bretter bohren musste.Ortschef bedauert Gewerbevereins-Auflösung

Doch in 20 Jahren war nicht alles eitel Sonnenschein. Gasper bedauert vor allem zwei Dinge: die Schließung des Jugendraums im "Haus der Begegnung" und die Auflösung des Gewerbevereins. Während sich in der Festhalle neue Räumlichkeiten für die Dorfjugend fanden, bleibt der zweite Punkt ein trauriges Kapitel: Derzeit sieht Gasper keine Tendenzen für einen Neubeginn. Natürlich ist der "Seppi", wie ihn viele Thalfanger nennen, auch heute noch viel auf Achse. Tagtäglich lässt er sich auf jeder seiner Baustellen - vor allem im Gewerbegebiet und im Neubaugebiet - blicken und schaut nach dem Rechten. Aber am häufigsten ist der 62-Jährige an seinem Schreibtisch im Haus der Begegnung anzutreffen. Gasper ist einer der wenigen Ortsbürgermeister, der seine Amtsgeschäfte nicht am heimischen Schreibtisch erledigt. Die eigene Amtsstube verdankt er einem großen Glücksfall. Eine kinderlose Bürgerin aus Bad Münster am Stein mit Verwandtschaft in Thalfang machte ihr Testament zugunsten der Ortsgemeinde. Die Wohltäterin für die Weirich-Daubenfeld-Stifung war sogar noch bei der Einweihung des "Hauses der Begegnung" dabei, für dessen Bau sie den Anstoß gegeben hatte. Neben den eigentlichen Begegnungsräumen und Gaspers Büro ist dort auch die Tourist-Information und die Post-Agentur untergebracht. Bürozeiten hat er wie ein hauptamtlicher Rathaus-Chef: montags bis freitags von 7.30 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr. Sogar am Samstagvormittag ist er in der Amtsstube anzutreffen. Die Geschäfte für den Mittelpunkt-Ort zu führen, ist grundsätzlich ein Ehrenamt. Doch für den Betreiber eines Schmierstoffhandels haben sich die Akzente verschoben. Der Handel mache nicht viel Arbeit, so dass er genügend Freiräume für das Bürgermeister-Amt habe. Nur mittags gönnt sich Gasper zwei Stunden Pause. Das muss sein: Denn der Mann kocht schließlich selbst. Und wie lange tut sich der 62-Jährige die Doppelbelastung noch an? "Papst kann man sogar mit 78 noch werden", antwortet Gasper trocken. Doch nicht erst im Alter von Benedikt XVI. will sich der Vater zweier Kinder zur Ruhe setzen. "Das ist meine letzte Amtsperiode", sagt er sehr bestimmt.

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