Und er schmeckt doch

Im Rahmen der Eröffnung der "Straße der Römer" haben Besucher des Wederather Archäologieparks Belginum einen zwei Monate in Amphoren gelagerten, speziell zurückhaltend ausgebauten, Wein verkostet.

Wederath. (urs) Der Duft, der den Transport durch den Wederather Archäologiepark Belginum begleitet, lässt Schlimmes fürchten. Selbst die Optimisten des Amphorenwein-Experimentes machen sich vor der Verkostung im Rahmen der Eröffnung der "Straße der Römer" auf einiges gefasst. Wolfgang Friedrich, Vorsitzender der federführenden Wintricher Römergruppe "Vigilia Romana Vindriacum", rät gar von allzu eifrigem Verkosten ab. Es sei kein Krankenwagen vor Ort. Doch nach dem bangen Öffnen der Amphoren, deren Inhalt anschließend durch ein "römisches" Sieb gegossen wird, erhellen sich die Mienen. "Er schmeckt gut", versichert Dirk Kessler, der sich als Wintricher Ortsbürgermeister die Freiheit genommen hat, zuerst zu kosten. In Anbetracht der zurückhaltenden Behandlung, die der Wein erfahren habe, sei er "positiv überrascht". Allerdings sei da "ein leichter Anflug von Essigstich", der daraus resultiere, dass der Wein nicht gefiltert worden sei. Er könne sich aber vorstellen, dass der Wein dadurch einen Tick haltbarer geworden sei. Einer, den dieses Ergebnis besonders freut, ist Winzer Roman Auler. Schließlich war er es, der versucht hatte, trotz der strikten Vorgaben - keine Filtration, keine Schönung - einen zumindest genießbaren Wein auszubauen. Kurz vor der Verkostung ist er da sehr skeptisch. Falls überhaupt noch Wein in den Amphoren sei, die arg getropft hätten, sei es fraglich, ob der lediglich sparsam geschwefelte Tropfen heutigen Erwartungen gerecht werden könne. Abgesehen vom Ausbau sei vor allem die Lagerung problematisch gewesen. "Die Amphoren waren kaum trocken zu bekommen", erklärt er, warum er die beiden, nach historischen Funden gefertigten Gefäße die "Babys" nannte: "Sie haben halt Pippi gemacht." Auslöser könnte jedoch sein, dass die unglasierten und unbeschichteten Gefäße entgegen des bisherigen Kenntnisstandes wohl doch nicht hätten gewässert werden dürfen vor dem Verfüllen. Sein Fazit daher: "Wir versuchen es weiter." Auch Achim Schröder, Archäologe und Mitglied der Bitburger "Milites Bedenses", hatte darauf hingewiesen, dass ein Experiment nicht scheitern könne: "Jedes Experiment ist verwertbar." Museumsleiterin Rosemarie Cordie weiß das Weinexperiment unter der Schirmherrschaft von Landrätin Läsch-Weber zu schätzen: "Wir wissen, worin er transportiert wurde, aber nicht, wie er transportiert wurde oder wie er sich benommen hat", begrüßt sie die vor etwa einem Jahr gestartete Initiative.

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