Ungewisse Zukunft

MORBACH/HERMESKEIL. "Der anstehende Transformationsprozess der Bundeswehr wird unsere Truppengattung erneut besonders hart treffen", erklärte Oberstleutnant Michael Nold, Kommandeur der Hermeskeiler Artilleristen, beim feierlichen Gelöbnis von 300 Rekruten in Morbach.

So viele Zuschauer sieht man im Alfons-Jakobs-Stadion nicht alle Tage. Aber schließlich findet in der Einheitsgemeinde ja auch nicht alle Tage ein öffentliches Gelöbnis statt. 1600 Zuschauer füllten die Ränge, darunter viele Angehörige und Freunde von Rekruten des Raketenartillerielehrbataillons 52 aus Hermeskeil und des Panzerartillerielehrbataillons 345 aus Kusel sowie zahlreiche Ehrengäste und Funktionsträger aus Morbach, Thalfang und Hermeskeil. Den ganzen Nachmittag hatten Karl Mutsch, Major der Reserve, und seine zahlreichen Helfer regelmäßig bange Blicke Richtung Himmel geschickt. Doch als die beiden Bataillone und das Heeresmusikkorps 300 ins Stadion einmarschierten, fiel kein einziger Tropfen. Bürgermeister Gregor Eibes wunderte dies wenig. Immerhin fand der feierliche Akt in der "Sonnenstube des Hunsrücks" statt. "Aber heute ist es ein wenig eng geworden", räumte er ein. Die Rekruten, die den größten Teil der Grundausbildung hinter sich haben, hatten Wichtigeres als das Wetter im Kopf. "Für die Männer und Frauen ist das heute ein großer Tag", erklärte Kwam Walton, Oberleutnant und Presseoffizier aus Hermeskeil. Zum ersten Mal präsentierten sich die Kanoniere ihren Eltern, Freunden und Bekannten.Von 17 Artilleriebataillonen werden fünf bleiben

Für Oberstleutnant Michael Nold war das öffentliche Gelöbnis im Luftkurort eine Premiere. Ob es eine Folgeveranstaltung geben wird, ist unklar. Denn, so führte er in seiner Rede aus: "Von derzeit 17 Artilleriebataillonen werden wohl nur noch fünf in der Zukunft benötigt." Minister Struck werde in den nächsten Monaten die Standortentscheidungen treffen. Danach werde man wohl wissen, "wie es um uns in Zukunft bestellt ist". Nold hofft, dass die Artilleristen aus Kusel und Hermeskeil auch weiterhin in der Region vertreten sein werden. "Eine aktive Rolle bei der Konfliktvermeidung und bei der Reaktion auf internationale Krisen ist nur mit einer modernen und hoch motivierten Bundeswehr möglich", ging auch Bundestagsabgeordnete Peter Bleser auf neue Aufgaben der Bundeswehr ein. Es bestehe eine große Gefahr, auch zur Bekämpfung von terroristischen Anschlägen in Deutschland eingesetzt zu werden. Das Bundestagsmitglied brach auch eine Lanze für die Wehrpflicht: Wer ihre Abschaffung fordere, der verkenne ihre erneuernde Wirkung "für unsere Streitkräfte und ihre integrierende Wirkung für unsere Gesellschaft". Von der Zeremonie beim SV Morbach, der derzeit sein 75-jähriges Bestehen feiert, zeigten sich die Zuschauer angetan. "Bewegend" sagte Achim Zender aus Hoxel, "beeindruckt" war Klaus Kolter aus Weilerswist, der mit Ehefrau und Tochter eigens angereist war, um am Gelöbnis von Sohn Matthias teilzunehmen.

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