Unter Merscheider Marktfrauen

Ein junger Student aus einem Bauerndorf im Hunsrück wurde einst von seinen Eltern dazu überredet, auf dem Merscheider Markt, junge Hühner, sogenannte Pollen, zu kaufen, um den Hühnerbestand aufzufrischen.

Merscheid. (HB) Sein Vater sagte zu ihm: "Du bietest zwei Mark, höchstens 25 Groschen für das Stück. Und was du davon herunterhandelst, darfst du behalten. Wenn du nicht klarkommst, suchst du den Schmied Dalheimer aus Horbruch auf, den kennst du, der ist immer mit einem Stand auf dem Merscheider Markt, um landwirtschaftliche Werkzeuge zu verkaufen."

Vor einer Marktfrau mit fünf Hühnern blieb er stehen und fragte recht schüchtern, dazu auch noch in dem auf dem Markt nicht üblichen Schuldeutsch: "Was kosten die Hühner?" Ihn traf ein abschätziger Blick. Er sah in seinem Sonntagsanzug mit der keck auf dem Kopf sitzenden "Studentenmütze" wohl nicht wie ein ernsthafter Käufer aus. Und damit war er dann unter die Merscheider Marktweiber geraten. "Dou dommer Jong, dou käfst jo dach kän!", wurde er beschimpft. Und eine zweite rief: "Komm hei hin, käf mein, die läen zwemmel on änem Daach on aus änem Lach!"

Dann rief noch eine dritte: "Mein gänn och noch de Kaffimelch." Dem jungen Mann blieb die Sprache weg. Da konnte nur noch der Schmied helfen.

Er ging zu seinem Stand, nannte seinen Namen, bestellte Grüße von den Eltern und trug ihm sein Anliegen vor. "Dat mache mir!", sagte er. Sie gingen zu den Pollenständen, und dort ging's los.

"Warum wollt ihr dem Jungen keine Pollen verkaufen?", fragte der Schmied. "Ei mir honn gemänt, de jonge Här de wollt us foppe," sagte eine Marktfrau.

Er war also ein junger Herr geworden. Eins, zwei, drei, da hatte Dalheimer die Pollen von 2,50 auf zwei Mark heruntergehandelt. "Der Student zahlte mit einem Goldstück, und hatte seine Ferienkasse um 2,50 Mark bereichert, und das war damals viel Geld."

Quelle: Heimatkalender für den Kreis Bernkastel 1961

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