Unterwegs im Auftrag der Umwelt

Thalfang/Bernkastel-Kues · Anna Jessenberger ist die neue Regionalreferentin der Energieagentur. Ihre Mission: Verwaltungen und Unternehmen für umweltfreundliche Energie zu sensibilisieren. An Mosel und Hunsrück gibt es schon erste Erfolge.

Ein weites Feld: Anna Jessenberger ist seit Januar für die Energiewende an Mosel und Hunsrück zuständig. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Ein weites Feld: Anna Jessenberger ist seit Januar für die Energiewende an Mosel und Hunsrück zuständig. TV-Foto: Hans-Peter Linz

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Thalfang/Bernkastel-Kues Die Energiewende voranbringen, Menschen in Verwaltungen und Unternehmen auf regenerative Energien aufmerksam machen und beraten - das ist das Ziel von Anna Jessenberger, die im Januar bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz im Regionalbüro in Trier ihre Arbeit aufgenommen hat. Sie ist auch für Mosel und Hunsrück zuständig und erzählt beim Besuch in der Redaktion in Bernkastel-Kues von ihren Zielen und von Projekten, die schon angelaufen sind.
Die Energieagentur Rheinland-Pfalz untersteht mit 20 Mitarbeitern in Kaiserslautern und an acht weiteren Standorten im Land dem Umweltministerium in Mainz. "Wir wollen nichts verkaufen, sondern bieten unsere Themen Kommunen und Unternehmen an", erläutert sie und betont damit die Neutralität ihrer Agentur. Bevor Jessenberger nach Trier kam, hat sie im Regionalbüro im Landkreis Ahrweiler gearbeitet. Dort ging es unter anderem um die Schwerpunktthemen Photovoltaik und Solarthermie. "Die Sanierungsrate soll auch in der Region erhöht werden, das ist das Ziel der Landesregierung. Als Anregung dient unter anderem die Auszeichnung "H.ausgezeichnet", um die sich zum Beispiel Besitzer von Passivhäusern oder auch Sanierungen zum KfW-Effizienzhaus bewerben können", sagt Jessenberger.
Die Energieagentur, die vom Land und zum Teil mit Fördergeld der Europäischen Union finanziert wird, habe dabei eine Mittlerfunktion. "Wir dürfen bis zu einem gewissen Grad beraten, aber nicht bis zum Eingriff in den Markt. Dafür sind die Energieberater der Verbraucherzentralen da", sagt die Ingenieurin. Ihre Mission sei es, den Boden für die Energiewende in der Region zu bereiten.
Jessenberger gibt ein praktisches Beispiel: "Ich war kürzlich zu einem Gespräch in Mülheim. Dort wurde bereits über ein bereits erstelltes Klimaschutzkonzept diskutiert. Dabei geht es unter anderem um Wärmenetze, Windkraft und Photovoltaik." Im ländlichen Raum könne die Energieagentur Gemeinderäte beraten, Themen ansprechen und gemeinsam mit Partnern vor Ort entwickeln.
Ein Beispiel sei der Themenbereich Windkraftanlagen. Dort gebe es sehr viele Unternehmen und Akteure auf dem Markt. "Da können wir als neutrale Instanz beraten und auch Referenten vermitteln, die in einer Gemeinderatssitzung das Thema neutral erläutern", sagt Jessenberger. Das sei auch die Stärke der Energieagentur: "Wir treten nicht auf als jemand, der etwas durchsetzen will, sondern beraten neutral."
Bei Kommunen hänge es oft an den leitenden Personen, ob ein Thema angegangen werde oder nicht. In einem Bereich sei es inzwischen leicht, die Gremien zu überzeugen: "Die Umrüstung auf LED-Beleuchtung ist für viele naheliegend und nachvollziehbar. Zudem gibt es vielfältige Fördermöglichkeiten durch das Land und den Bund. Die Einsparung zeigt sich sehr schnell in geringeren Betriebskosten."
Schwieriger sei es bei dem Thema Wärmeerzeugung in öffentlichen Gebäuden, etwa Sporthallen und Schulen. "Solange der Ölpreis auf relativ niedrigem Niveau verharrt, ist der Leidensdruck nicht groß genug. Das ist ein weites Feld, das politischen Willen und langfristige Planung voraussetzt."
Was wäre etwa eine Lösung für eine Liegenschaft mit Technik aus den 1960er Jahren? Für Jessenberger wäre das eine Herausforderung: "Da muss man die Experten an den Tisch holen - da wäre etwa ein Mix aus Solarthermie und Photovoltaik denkbar, um ein altes Gebäude zu erwärmen in Kombination mit einer Wärmepumpe und Speichermöglichkeiten für den ,Sonnenstrom'. Dazu würde sich ein Workshop anbieten."
Auch beim Thema "Smart Village" ist die Energieagentur mit im Boot. "Im Landkreis gibt es zehn sogenannte Smart Villages, also Dörfer, die auf umweltfreundliche Technologien setzen. Momentan wird in Thalfang das Nahwärmenetz geprüft und soll gegebenenfalls umgestaltet werden, auch das Schwimmbad zählt zu dieser Maßnahme. Ich könnte dabei die Koordination für Beratungstermine und Expertensuche übernehmen", erzählt sie. Es gebe immer noch viele Menschen, die den Klimawandel nicht wahrhaben wollen. Jessenberger wünscht sich: "Die Menschen sollen sich auf den Weg machen." Ein Blick in die Zukunft: Für das Thema E-Mobilität auf dem Land werde momentan eine Koordinierungsstelle aufgebaut. "Das wird kommen", ist sich Jessenberger sicher.
Extra

Anna Jessenberger hat Soziologie und Agrarwissenschaften studiert und stammt aus dem Frankenland. Sie ist Diplom-Ingenieurin und arbeitet seit 2013 bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz, zuerst im Regionalbüro in Bad Neuenahr-Ahrweiler und jetzt in Trier.

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