Urteil am 20. März

BAD KREUZNACH/IDAR-OBERSTEIN. (rm) Was sich am Vormittag des 1. August des vergangenen Jahres tatsächlich in einem Büro im achten Stock der Diamant- und Edelsteinbörse in Idar ereignet hat, versucht seit sieben Verhandlungstagen die Schwurgerichtskammer am Bad Kreuznacher Landgericht zu rekonstruieren.

Angeklagt ist ein 65 Jahre alter gebürtiger Israeli, der zuletzt in Belgien wohnte. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft versuchten Raubmord vor. Der Mann, der schon am ersten Prozesstag seine Unschuld beteuerte und sagte, er habe in Notwehr gehandelt, wiederholte gestern diese Aussage und erzählte erstmals in vollem Umfang seine Version vom Tatgeschehen.Tipp aus der Szene

Einen Tipp habe er aus der Szene bekommen, dass es in Idar-Ober-stein einen Edelsteinhändler gebe, mit dem man einen Versicherungsbetrug begehen könne, sagte der Angeklagte. Er habe den Mann aufgesucht, ihn gut kennen gelernt und sich bei späteren Treffen statt über geschäftliche Dinge viel über Privates unterhalten. Als er den Edelsteinhändler schließlich auf das illegale Geschäft mit der Versicherung angesprochen habe, sei der förmlich ausgerastet. "Ihr Israelis seid alles Diebe", soll der Mann gerufen haben, bevor er nach Aussage des Angeklagten zu seiner Schreckschusspistole griff und drei Mal abdrückte.Reine Notwehr?

"Wie würden Sie denn reagieren, wenn jemand bedrohlich eine Waffe gegen Sie richtet ", antwortete der Angeklagte auf die Frage von Richter Mey, ob er denn die Pistole des Edelsteinhändlers für eine scharfe Waffe gehalten habe. Natürlich habe er in diesem Moment zu seiner eigenen Pistole gegriffen und ebenfalls geschossen. Ein Sachverständiger des Bundeskriminalamts erklärte dem Gericht, dass es sich bei der Waffe um ein amerikanisches Fabrikat handele, von dem gegen Ende des Zweiten Weltkriegs etwa 10 000 Stück hergestellt wurden. Das Geschoss, das den Diamantenhändler lebensgefährlich verletzte, stamme eindeutig aus der Waffe, die von einem Anwohner anschließend vor dem Gebäude der Edelsteinbörse gefunden wurde. Am 20. März wird der Prozess um 10.30 Uhr fortgesetzt. Dann soll noch einmal das Opfer als Zeuge aussagen. Für diesen Tag wird auch mit einem Urteil gerechnet.

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