Vandalismus ist eine Plage

Geschäftsleute in Idar bauen Alarmanlagen in ihre Läden ein, stärken ihre Schaufenster mit Sicherheitsglas: So wollen sie sich schützen gegen die Gewalt in der Fußgängerzone. Allerdings: Es ist nicht die einzige Problemzone in der Stadt. Gegenüber früher haben die Delikte eine andere Qualität bekommen, sagt die Polizei.

Idar-Oberstein. Der Mann am Fenster schaut nachdenklich in Idars Fußgängerzone. Durch die zersplitterte Fensterscheibe des Second-Hand-Ladens, hinüber auf das Gitter, das das Schaufenster des Tattoo-Geschäfts auf der gegenüberliegenden Seite schützt. "Hier sieht's mittlerweile aus, als wären wir in Klein-Chicago", sagt der Geschäftsmann, der zu einem Schwätzchen in Heiko Webers Allerlei-Laden "Wühlkiste" gekommen ist. Seinen Namen will er nicht öffentlich nennen, ebenso wie es manche andere nicht wollen, die befragt werden. Die Ladenbesitzer befürchten Vergeltungsmaßnahmen. Dabei hat der Stadtkern schon genug Probleme: kaum Passanten, wenig Laufkundschaft, Leerstände... Und dann auch noch die Gewaltszene, die das Problem verschärft. "In den letzten zwei Jahren hat es deutlich zugenommen", sagt eine Geschäftsfrau, die ebenfalls nicht mit Namen genannt werden will. "Vandalismus, Einbruch, Graffiti. Leute werden angepöbelt." In der Hubertus-Apotheke wurde Anfang Oktober das Schaufenster eingeschlagen, in den "Grünen Baum" vor vier Monaten eingebrochen, der Spielautomat aufgebrochen, die Bestuhlung zertrümmert. Auch ins "Capuccino" wurde eingestiegen, bevor das Café im September einen neuen Namen und neuen Inhaber bekam. In der Nachbarschaft des "Eckstein" war im Sommer eingebrochen worden, deshalb ließ Bernd Ruppenthal an der Szenekneipe vorsorglich eine Gittertür am Eingang anbringen, der mit drei Schlössern gesichert ist. Gitter versperren die Öffnungen in den Keller.

Wer noch keine Alarmanlage hatte, ließ sich eine installieren. Die Apotheke hat inzwischen eine Sicherheitsscheibe im Schaufenster, auch Heiko Weber hat sich eine für seinen Second-Hand-Shop gekauft. Fünfmal haben sich Einbrecher an seinem Geschäft zu schaffen gemacht - dreimal blieb es beim Versuch einzusteigen, zweimal kamen sie in den Laden. Die Schaufensterscheibe ist mittlerweile zum dritten Mal zu Bruch gegangen. Jetzt will der Vermieter nicht mehr bezahlen. Schon beim zweiten Einbruch ließ er den Ladeninhaber sich an den Kosten für die neue Scheibe beteiligen. Jetzt ist das Fenster wieder zersplittert.

Und weil der Vermieter nicht mehr dafür aufkommen will, lässt Weber die zerborstene Scheibe im Fenster. "So geht es nicht weiter", sagt der junge Mann. "Alarmanlage, Verbundglas, Überwachungskamera, das geht alles ins Geld." Was er tun soll? Er weiß es nicht.

Gegenüber im Tattoo-Laden "Body Art" wurde seit vorigem Jahr fünfmal eingebrochen. Schließlich weigerte sich die Versicherung zu zahlen, wenn die Geschäftsinhaber nicht Sicherungsmaßnahmen ergreifen würden. Jetzt sind an allen Öffnungen des Gebäudes Gitter angebracht, eine Sicherheitstür wurde eingebaut.

Gitter am "Body Art"-Shop, spinnennetzförmige Bruchmuster in der Scheibe des Second-Hand-Ladens - beruhigend wirken solche Eindrücke auf die Passanten nicht. Zwar teilen sich Polizei und Vollzugsbeamte des städtischen Ordnungsamts die Aufsicht über die Fußgängerzone, aber für viele ist das zu wenig.

Ein Betroffener beklagt, dass es wenig nütze, wenn lautstarke und aggressive Jugendliche vom Maler-Wild-Platz verwiesen werden. "Zwei Stunden später sind sie wieder da." Doch so einfach ist es nicht. Dem Ordnungsamt fehlt das Personal, um an den Abenden ständig zu patrouillieren. "Wir kontrollieren abends in größeren Zeitabständen", erklärt Amtsleiter Klaus Lorenz, "aber bei weitem nicht so viel wie am Tag." Es kommt hinzu, dass nicht nur in Idar immer mehr aggressives Verhalten festgestellt wird. Weierbach, Hohl, Algenrodt - fast in jedem Stadtteil gibt es inzwischen Problemzonen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort