Vom Schnörkel zur klaren Linie

MERSCHEID. Acryltechnik und abstrakte Formen mit plastischen Effekten prägen die klein- und großflächigen Werke der Merscheider Malerin Barbara Rummel.

Wer kennt Willi, den Weltreiser? Auf jeden Fall ist er ein guter Bekannter der Kinder, die die Merscheider Malschule "FARBkreis" besuchen. Denn sie haben die Geschichte des elfjährigen Jungen unter Anleitung der Malerin Barbara Rummel erfunden und sie mit Collagen dargestellt. Nachzulesen ist das Ganze inzwischen in einem kleinen Buch, das jedes der Kinder nach Abschluss des Kurses erhalten hat. Die Malschule ist das jüngste Projekt der 41-Jährigen, die heute mit Leidenschaft für Abstraktes zu Acrylfarben und Pinsel greift. Doch das war nicht immer so. Mit 16 Jahren begann sie eine Lehre als Kunststickerin. In Bad Honnef lernte sie das Besticken von Fahnen und Messgewändern. In dem Alter weit weg von zu Hause, war das ein Problem? Im Gegenteil: "Ich wollte raus, weg, in die große, weite Welt." Ein Vierbeiner war es schließlich, der die einstige Internatsschülerin heim in den Hunsrück holte. Denn 1991 zog die Pferdebesitzerin zurück nach Merscheid. Der Vater besaß dort einen leeren Stall und Wiesen. Doch bevor es soweit war, hatte sie noch einen weiten Weg vor sich. Nach Abschluss der Gesellenprüfung studierte sie in Saarbrücken Textildesign. Unter dem Einfluss von Professor Oskar Rolweg und dem "Bauhaus"-Geist, der durch die Fachhochschule wehte, veränderte sich ihr Stil komplett. Sie stand anfangs auf "Schnörkel und Verzierungen". Doch "davon bin absolut weg", blickt die Mutter zweier Kinder zurück. Heute ist ihr Stil klar und gradlinig, und das führt sie auf den Einfluss der Fachhochschule zurück. Nach dem Studium machte sie sich als Textildesignerin und Kunststickerin selbstständig. Zur Malerei kam sie erst nach der Geburt ihrer Kinder Kathrin (9) und Felix (4). Zu Beginn der Familienphase reduzierte sie ihr berufliches Pensum, belegte dann aber Kurse bei der Kunstakademie in Trier. "Und dann hat‘s klick gemacht." Dort merkte sie, die Malerei ist ihr Ding. Endlich nicht mehr den Zwängen der Musterentwürfe unterworfen zu sein! Obwohl sie weiterhin stickte, gewann die Malerei schließlich die Oberhand. Auch die Tatsache, dass sie nicht mehr künftige Modetrends erspüren musste, wirkte befreiend. Und sie staunt: "Komisch, dass meine Bilder jetzt so im Trend sind." Die Entwicklung der Malerin, die auch Mitglied der Künstlergruppe "Aufsprung" ist, bleibt im übrigen in den Bildern spürbar: Textiles wird häufig mitverarbeitet, um plastische Effekte zu erzielen. Bei "ungeplanten Zwischenfällen" kann sich das Werk übrigens spontan anders entwickeln als ursprünglich geplant. "Ein bisschen ist das ja auch im Leben so", schmunzelt Barbara Rummel. Eine gemeinsame Ausstellung "Spurensuche" mit Sabine Mettler ist in der Gemeinschaftspraxis Ecker, Kraus und Ortlieb in Idar-Oberstein zu sehen.

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