Vom Steinbeil bis zur V2-Rakete

ERBESKOPF. Kriegerisch geht es im Hunsrück nicht erst seit der Neuzeit zu. Die Tradition reicht vielmehr tausende Jahre zurück, wie Autor Uwe Anhäuser im Hunsrückhaus am Erbeskopf seinen Zuhörern vor Augen führte.

Die Stille ist bemerkenswert. Wäre da nicht ab und an ein Husten zu vernehmen, könnte man tatsächlich die viel zitierte Stecknadel auf den Boden fallen hören. Selbst der Redner scheint zeitweise etwas unsicher, ob er vielleicht etwas zu ausgiebig in der Frühgeschichte des Hunsrücks umher streift. Doch die Zuhörer, die den Ausführungen von Uwe Anhäuser lauschen, saugen tatsächlich wissbegierig alles auf, was er von den Anfängen der Region zu berichten weiß. Die Moderne - mit der für den V2-Abschuss-Stützpunkt Hunsrück unrühmlichen Zeit des Zweiten Weltkriegs - kommt dabei ungewollt etwas zu kurz. Doch dafür gehen die Zuhörer mit dem Bewusstsein nach Hause, dass es im Hunsrück schon immer kriegerisch zuging. Anhäusers Vortrag "Aus der Hunsrücker Kriegsgeschichte" nimmt nicht von ungefähr seinen Anfang in der Bronze- und Jungsteinzeit. Schon die Vielzahl erhaltener Steinbeile spricht für sich. Nach Überzeugung des Hunsrückers sind es die reichhaltigen Erzvorkommen, die der Region eine relativ frühe Besiedlung beschert haben. Auch die Existenz keltischer Ringwälle oder mancher römischer Villa lässt sich für ihn so erklären. "Die Kelten und Römer sind im Hunsrück-Nahe-Raum nicht durch Ackerbau reich geworden, sondern durch das Sammeln und Verarbeiten von erzhaltigen Steinen." Natürlich habe es auch römische Gehöfte gegeben, die etwa mit einer Fischzucht die Versorgung der Menschen ergänzten. Doch der karge Boden des Hunsrücks eigne sich kaum, jemandem zu Wohlstand zu verhelfen. Bei Erz sieht das nach Anhäusers Ansicht aber schon anders aus. Von der Mosel bis zum Birkenfelder Raum weiß er von zahllosen Spuren zu berichten, die vor allem eines belegen: den über Jahrtausende betriebenen Abbau und die Verhüttung solchen Gesteins.4000 Jahre Geschichte abgehandelt

Martin Weiß aus Gusenburg bereut es nicht, eigens für den Vortrag zum Hunsrückhaus gefahren zu sein. Er hätte auch gern die eine oder andere Epoche noch etwas vertieft. "Aber in dem Rahmen ist das ja gar nicht machbar - es sind ja nur zwei Stunden, und er hat von der Bronzezeit bis in die Moderne 4000 Jahre abgehandelt." Da sei eben nur ein "episodenhafter" Einblick möglich. Doch der habe ihm sehr gut gefallen, versichert Weiß. Auch Elfi Manz aus Deuselbach bilanziert den Vortrag als "sehr interessant". Manches sei für sie neu gewesen. "Dass hier im Hunsrück Raketenstützpunkte gewesen waren, war mir bisher gar nicht bekannt." Daher hat sie sich vorgenommen, solche Angebote direkt vor der Haustür - und speziell Vorträge von Anhäuser - häufiger zu nutzen. "Wenn man das Angebot hier schon so nah hat, kann man das ruhig mal öfter machen", sagt ihr Vater Werner Manz.

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