Von Thalfang in die ganze Welt

Auch ein weltweit erfolgreiches Unternehmen hat mal klein angefangen. Bei der Thalfanger Hochwald-Molkerei, die am 9. September ihr 75-jähriges Bestehen mit einem großen Fest unter dem Motto "Milch, Musik und Megaparty" feiert (der TV berichtete), fiel der Startschuss kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, im Jahr 1932.

Thalfang. Heutzutage legt man Hunderte von Kilometern im Nu zurück, transportiert Waren völlig selbstverständlich über Schienen, im LKW oder per Flugzeug in die ganze Welt. Ein Luxus, wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen früher gearbeitet werden musste. Vor 1932 standen die Milch erzeugenden Landwirte im Bereich Thalfang dagegen noch vor einer großen logistischen Herausforderung: Thalfang war weit weg, doch die Bauern wollten über den lokalen Markt hinaus produzieren.

Wie kommt die Frischmilch "nur" zur Mosel?

"Für flüssige Trinkmilch war sogar der Weg zu den Winzern der Mosel zu weit", sagt Hochwald-Hauptgeschäftsführer, Karl-Heinz Engel. Es mussten daher neue, länger haltbare Produkte entwickelt und ein neuer Zugang zum Markt gefunden werden, da die Transportwege immer länger wurden. Um diesen Anforderungen Herr zu werden, schloss sich eine kleine Gruppe von Milcherzeugern aus sechs umliegenden Ortschaften von Thalfang am 31. Januar 1932 zu einer Selbsthilfeorganisation zusammen und gründete die Molkerei-Genossenschaft "Erbeskopf". Errichtet wurde die neue Molkerei direkt in Nähe des Thalfanger Bahnhofs, um die Produkte schnell mit der Eisenbahn transportieren zu können. Am 10. November ging es dann mit der Butterherstellung los.

1938 gelang es den Landwirten der Molkerei "Erbeskopf" schließlich, Kondensmilch als länger haltbares Produkt auf den Markt zu bringen. Die Freude währte allerdings nur kurz: Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges, 1939, musste die Dauermilchproduktion zu Gunsten von Trinkmilch wieder eingestellt werden, erst 1947 lief die sie wieder an.

"Erbeskopf Eifelperle" hat 8400 Mitglieder

 … und Hochwald heute. Fotos: Archiv/Nina Ebner

… und Hochwald heute. Fotos: Archiv/Nina Ebner

Nicht einfach für die Molkerei waren die Kriegs- und Nachkriegsjahre: 1945 wurde das Thalfanger Werk durch Bomben schwer beschädigt, 1950 geriet die Genossenschaft in eine schwierige wirtschaftliche Lage, als durch die Abgrenzung des Saargebiets eine große Absatzregion verloren ging. Dennoch erschloss sich die noch kleine Molkerei Anfang der 50er Jahre immer mehr Markt, weitete sich zu einem Industriebetrieb aus, der sogar Milch von anderen Molkereien zukaufte. Auch ein Grund dafür, dass 1953 die 100-prozentige Tochtergesellschaft "Hochwald Nahrungsmittel-Werke GmbH" gegründet und dieser das operative Geschäft übertragen wurde. So wurde das Risiko vom Eigenkapital der Bauern an der Genossenschaft ferngehalten und auf das Stammkapital der GmbH eingeschränkt. "Diese bewährte Unternehmensstruktur hat bis heute Bestand", betont Hauptgeschäftsführer Engel. Stetig aufwärts ging es durch Expansion vor allem in den 80er und 90er Jahren. "Heute umfasst da Milcheinzugsgebiet fast ganz Rheinland-Pfalz, Hessen, das Saarland, Gebiete in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen sowie grenznahe Gebiete im französischen Lothringen, in Luxemburg und den Niederlanden", erklärt Engel. Der Umsatz der 2002 in "Erbeskopf Eifelperle" umbenannten Genossenschaft belaufe sich inzwischen auf 1,1 Milliarden Euro, die Zahl der genossenschaftlichen Mitglieder liege bei 8400, die der Milchlieferanten bei 5400. Dort, wo alles begann, befinden sich immer noch Firmensitz und Standort der Zentralverwaltung: in der heute 1500 Einwohner zählenden Gemeinde Thalfang.

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