Vorstand erntet Kritik zum Jahresabschluss

MORBACH. Eine klare Abfuhr erteilten die Mitglieder der VR-Bank Hunsrück-Mosel ihrem Vorstand für dessen Vorschlag, künftig eine Vertreter-Versammlung einzuberufen. Zuvor war Kritik am Jahresabschlusses 2002 laut geworden, der dennoch einstimmig beschlossen wurde.

 Rund 350 Mitglieder der Genossenschaftsbank nutzten bei der Generalversammlung der VR-Bank Hunsrück-Mosel, die Gelegenheit abzustimmen.Foto: Ursula Schmieder

Rund 350 Mitglieder der Genossenschaftsbank nutzten bei der Generalversammlung der VR-Bank Hunsrück-Mosel, die Gelegenheit abzustimmen.Foto: Ursula Schmieder

Eine Vertreter-Versammlung statt der bisherigen Mitglieder-Versammlung? Der Vorschlag des Vorstands der VR-Bank Hunsrück-Mosel, dass künftig nur 64 von den Mitgliedern zu wählende Vertreter die Rechte der 6494 Mitglieder wahrnehmen sollten, stieß bei den rund 350 anwesenden Stimmberechtigten in der Baldenauhalle auf wenig Gegenliebe. Statt der erforderlichen Dreiviertel-Mehrheit sprachen sich nur 36,73 Prozent in geheimer Abstimmung dafür aus. "Damit ist die Vertreter-Versammlung mit einem klaren Votum von ihnen abgelehnt", stellte Aufsichtsratsvorsitzender Willi Gorges fest und kommentierte: "Aber das ist Demokratie." "Es tut uns leid - aber wir akzeptieren das gern", meinte August Bollig, der nach Rücksprache mit seinen drei Vorstandskollegen versicherte: "Wir werden im nächsten Jahr nicht mit einem neuen Antrag kommen." Kollege Markus Bäumler hatte zuvor versucht, die Mitglieder für die Änderung zu sensibilisieren. Ziel ist eine präsentative Vertretung aller Mitglieder angesichts der relativ geringen Versammlungs-Beteiligungen. Im Vorjahr waren sieben Prozent der 6625 Mitglieder (31.12.2001) anwesend. In die Morbacher Baldenauhalle waren 5,4 Prozent der 6494 (2002) gekommen. Die Diskussion ließ das Abstimmungsergebnis erahnen. "Warum sollten wir auf unser Recht verzichten", fragte ein Traben-Trarbacher, der seit 40 Jahren dabei ist. Sich nicht mehr beteiligen zu können, könne nicht Sinn der Genossenschaftsbank sein. Eine Meinung, mit der er nicht allein stand. Zwar sprachen andere sich grundsätzlich für eine Vertreterversammlung aus, plädierten aber für eine stärkere Besetzung. Diese sollte mindestens einen Vertreter pro 50 Mitglieder haben statt der vorgeschlagenen 100. Ansonsten mache das keinen Sinn. Auch Morbachs Ortsvorsteher Hans Jung bezog klar Stellung und sprach sich gegen die Vertreterversammlung aus. Die Diskussion hatte Vorstandssprecher Hubert Hill veranlasst, die 50-er Alternative anzubieten, sofern der Vorschlag des Vorstands angenommen würde. Jedoch ohne Erfolg. Zuvor hatte der Vorstand sich deutliche Kritik zum Jahresabschluss anhören müssen. Alfred Jungbluth sprach die Verringerung der Bilanzsumme um fast zwei Millionen Euro von zuvor 260,4 auf nun 258,5 Millionen Euro an. Gleichzeitig sei das "Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit", sprich der aus der Gewinn- und Verlustrechnung resultierende Netto-Ertrag, von 897 000 Euro auf 110 000 gesunken. "Wenn nicht eine Steuervergütung von 72 000 Euro zu erwarten wäre, könnten sie kaum die Dividende von 125 500 Euro ausschütten - von den Rücklagen von nur 44 000 Euro ganz zu schweigen", kritisierte der Traben-Trarbacher. Die Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Forderungen und Wertpapiere in Höhe von über 3,1 Millionen Euro seien von den Verbandsprüfern "aufs Auge gedrückt" worden, vermutete Jungbluth. Deren Erhöhung von 0,9 Millionen in 2001 bezeichnete Heide Pönnighaus als"schwindelerregend hoch". Es sei zu hoffen, dass diese Einzelwertberichtigungen nur vorsorglich seien, so Jungbluth. Denn in den zwei Jahren der Fusion seien dies vier Millionen Euro. Als positiv bezeichnete er die Senkung der allgemeinen Verwaltungsaufwendungen um rund eine Million Euro. Trotz der Kritik fielen die Beschlüsse zu Jahresabschluss und 5,5 Prozent Dividendenausschüttung einstimmig aus. Vorstand und Aufsichtsrat wurden entlastet, der Vorstand mit fünf Enthaltungen, der Aufsichtsrat mit einer Gegenstimme.

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