Wald-"reiches" Morbach

Eine sehr beachtliche Eröffnungsbilanz erstellte Werkleiter Berthold Staudt für den Gemeindeforst Morbach. Zum 1. Januar 2006 war der Morbacher Wald auf dem Papier 20 Millionen Euro wert.

 Im Jahr 2006 wurde in Morbach einer der höchsten Jahresgewinne überhaupt erwirtschaftet.TV-Foto: Archiv/Hermann Bohn

Im Jahr 2006 wurde in Morbach einer der höchsten Jahresgewinne überhaupt erwirtschaftet.TV-Foto: Archiv/Hermann Bohn

Morbach. Die Väter der "Doppik", der neuen kaufmännischen Buchführung, haben Bedienstete in vielen Rathäusern schwere Aufgaben aufgegeben. Wie genau beziffert sich der Wert einer Burgruine oder eines Feldweges? Was den Wald, der in früheren Jahrzehnten als Sparkasse auch weniger begüterter Kommunen galt, angeht, bereiten sie den Kämmerern wenig Kopfzerbrechen. "Schuld" daran sind die Forsteinrichtungswerke. Das sind Planungsinstrumente, auf die sich Waldbesitzer und Forstleute beispielsweise aus den Forstämtern verständigen, um die Gemeindeflächen nachhaltig zu bewirtschaften. In diesen Forsteinrichtungswerken ist nicht nur festgehalten, wie viel Holz in einem bestimmten Zeitraum eingeschlagen werden soll, sondern auch der Wert des Bestandes. Nur 50 Prozent des Wertes verbuchen

Der Gemeindeforst Morbach, einer der größten kommunalen Besitztümer im Land, ist schon ein stolzes Sümmchen wert: Eine Bilanzsumme von 20 Millionen sieht die Eröffnungsbilanz des Betriebs vor. Da bekommt der Begriff "waldreich" eine ganz neue Bedeutung. Mit einer derart "stolzen Zahl " hat auch Theo Gätz, Büroleiter im Morbacher Rathaus, nicht gerechnet. Diese Summe ist umso beachtlicher, als die Gemeinden Waldbesitz nur mit 50 Prozent ihres Wertes "verbuchen" dürfen, sagt Gätz weiter. Die vorsichtige Bewertung beruht wohl auf der Annahme, dass die Kommunen ihre Wälder vermutlich ebenso wenig wie ihre Straßen so einfach versilbern können. Dass die Eröffnungsbilanz für das kommunale Unternehmen in "doppischer Buchführung" erfolgte, hat weniger damit zu tun, dass auch die Gemeinde Morbach im kommenden Jahr komplett auf die Doppik umstellen muss. Vielmehr wurde der Forst zum Stichtag 1. Januar 2006 in einen Eigenbetrieb umgewandelt. Dort ist die Doppik ohnehin vorgeschrieben. Ein gutes Betriebsergebnis für 2006 wurde schon zu einem früheren Zeitpunkt prognostiziert (der TV berichtete). Doch ein Jahresgewinn von knapp 208 000 Euro toppt alle Erwartungen. Ein Betriebsergebnis in der Höhe "hatten wir noch nie", erinnert sich Ratsmitglied Norbert Schemer. Und das will was heißen. Immerhin gehört er dem Gremium seit mehr als 30 Jahren an. Doch das Spitzen-Ergebnis hat die Kommune weder der Doppik, noch der Einrichtung des Eigenbetriebs zu verdanken. Eine größere Rolle spielt nach Ansicht von Bürgermeister Gregor Eibes die günstige Entwicklung auf dem Holzmarkt und das neue Forsteinrichtungswerk, das es ermöglicht, dass im Morbacher Gemeindewald mehr Festmeter eingeschlagen werden können als früher. Und daran konnte offenbar auch Sturm Kyrill nichts ändern. Eigenbetrieb legt Gewinnn auf die hohe Kante

Der Jahresgewinn wird übrigens auf das darauf folgende Wirtschaftsjahr übertragen. Das heißt: Der Gemeindeforst legt das Sümmchen auf die hohe Kante. Das ist übrigens auch eine der Chancen der Umstrukturierung. In der Vergangenheit verschwanden Überschüsse wie Defizite im großen Gemeindehaushalt. Ab sofort bleiben überschüssige Einnahmen im Gemeindeforst und werden dort auch wieder investiert oder angespart. Ist denn auch in Zukunft mit Gewinnen zu rechnen? Werkleiter Berthold Staudt drückt sich wie immer vorsichtig aus: "Unter der Voraussetzung, dass eine gewisse Preisstabilität auf dem derzeitigen Niveau eintritt und Holz in den gewünschten Sortimenten und Stärkeklassen bereitgestellt werden kann, bestehen gute Chancen, den Gemeindewald auch in den zukünftigen Jahren erfolgreich zu bewirtschaften."

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