Waldgaststätte wieder ohne Pächter

Die Waldgaststätte am Erbes kopf hat zum wiederholten Mal keinen Betreiber. Allerdings ist der Zweckverband, dem die Immobilie gehört, mit zwei Bewerbern ernsthaft im Gespräch.

 Klaus Hepp. TV-Foto: Ursula Schmieder

Klaus Hepp. TV-Foto: Ursula Schmieder

Erbeskopf. Besucher wundern sich nicht mehr. Dass sie an der Erbeskopf-Waldgaststätte vergeblich versuchen einzukehren, ist in den vergangenen Jahren mehrfach vorgekommen. Von 1996 bis August dieses Jahres haben sich in dem Haus in Trägerschaft des Zweckverbands Wintersport-, Natur- und Umweltbildungsstätte Erbeskopf acht Pächter die Klinke in die Hand gegeben. Der Zweckverband hat die Gaststätte 2003 quasi geerbt, nachdem die Wintersportanlage schon zuvor vom Landkreis Bernkastel-Wittlich dem Zweckverband übertragen worden war (siehe Extra).

Die Gründe für den schnellen Pächterwechsel sind laut Geschäftsführer Klaus Hepp unterschiedlicher Natur. Nachdem sich eine langjährige Pächterin nach dem Tod ihres Mannes zurückgezogen hatte, spielten bei ihren Nachfolgern familiäre Gründe ebenso eine Rolle wie wirtschaftliche oder der Wunsch, sich anderweitig zu engagieren. Enttäuscht ist Hepp vom jüngsten Pächter, der sogar bei Wanderern beliebte Gästezimmer eingerichtet hatte. Er habe per E-Mail erfahren, dass dieser sich im Bayerischen neu orientiere. Der Gastronom war für den TV nicht zu erreichen.

Die 120-Sitzplätze-Gastronomie in der Waldgaststätte ist nach Hepps Überzeugung mit viel Arbeit verbunden. "Da muss man schaffen, wenn es gilt", spricht er Schneetage mit 10 000 Wintersport-Besuchern an. Doch es gebe eben auch schlechte Winter und ruhige Sommer.

Ohne Schnee sei es schwierig, weiß auch Hunsrückhaus-Leiterin Almuth Brandstetter. Dennoch steht für sie fest: "Die Waldgaststätte hat eine Perspektive." Chancen sieht sie in einem verlässlichen Angebot, das qualitativ und vom Preis her passe. Ein engagiertes Wirtspaar könne sich mit Spezialitäten wie Eintopf, Klößen oder selbst gebackenem Kuchen einen Namen machen. Wichtig sei eine "kleine, qualitativ gute Karte", die auch Kinder berücksichtige. Wanderer und Wintersportler schätzten das ebenso wie Familien oder Senioren.

Laut Thomas Züscher, Betreiber der Sommerrodelbahn, vermissen vor allem Wanderer die Gaststätte. An der Rodelbahn, deren Saison am 31. Oktober endet, könnten sie zwar auch einkehren, aber nur etwas trinken.

Michael Suska von der Verbandsgemeindeverwaltung ist jedoch zuversichtlich, dass bald wieder Leben einzieht in die Waldgaststätte. Die ersten Gespräche seien geführt: "Wir versuchen zügig, jemanden zu finden." Er hofft auf ein "vernünftiges gastronomisches Angebot".

Meinung

Trauerspiel am Erbeskopf

Es ist einfach ein Trauerspiel. Mit schöner Regelmäßigkeit kommt ein neuer Pächter in die Waldgaststätte. Und ebenso regelmäßig wirft er das Handtuch. Das Resultat: Die Besucher des Hunsrückhauses, die Nutzer der Sommerrodelbahn und Wanderer stehen jedes Jahr aufs Neue vor verschlossenen Türen. Und dabei ist eine attraktive Gaststätte in einem solchen Naherholungsgebiet ein Muss. Denn für Touristen oder einheimische Sonntagausflügler gehören Kaffee und Kuchen oder eine rustikale Mahlzeit einfach dazu. Und wer fürchtet, diese am Erbeskopf nicht zu bekommen, macht seinen Tagestrip einfach anderswo hin. Natürlich sind die saisonalen oder wetterbedingten Schwankungen bei der Gästefrequenz nicht leicht zu handhaben. Dass das geht, beweisen zahllose Betreiber von Hütten in den alpinen Nachbarländern. Die Voraussetzungen sind heute so gut wie noch nie. Der preisgekrönte Saar-Hunsrück-Steig führt unmittelbar an dem Haus vorbei. Kaum eine Gaststätte am Wanderweg hat eine solche exponierte Lage. Außerdem stehen am Erbeskopf in Kürze weitere Investitionen an. Die neue Gipfelgestaltung steht vor der Realisierung. Und ein Hochseilgarten ist ebenfalls in Planung. Auch die Pacht ist nicht exorbitant hoch. Das sind alles gute Voraussetzungen. Es fehlt dem Zweckverband Erbeskopf jetzt nur noch ein glückliches Händchen bei der Auswahl des neuen Pächters. i.rosenschild@volksfreund.deEXTRA Vorgeschichte: Die Waldgaststätte wurde 1969 am Erbeskopf in Container-Bauweise errichtet und in Betrieb genommen. Zu der Zeit war am Erbeskopf der erste Schlepplift installiert. Der Landkreis Bernkastel-Wittlich übertrug die Immobilie dem Zweckverband Erbeskopf im Jahr 2003. (urs)

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