Wanderer, kommst Du nach Hochscheid...

GONZERATH/HOCHSCHEID. Wer gern in der Natur unterwegs ist, weiß ausgewiesene Wander- und Radwege zu schätzen. Initiativen wie die des Gonzerather Heimatvereins, der acht im Ort beginnende und endende Routen ausgeschildert hat, sind daher zu loben. Weniger gut kommt jedoch an, dass in Gemeinden teils keiner weiß, was da ausgeschildert ist.

Es ist schon etwas seltsam. Da weisen seit einiger Zeit Hinweisschilder auf einen Radweg hin und noch nicht einmal der Gemeindechef weiß, was es damit auf sich hat. Erhard Wolf, Ortsbürgermeister von Hochscheid, ist trotz vieler Nachfragen nicht fündig geworden, wer diese Schilder angebracht oder was es mit den Tongefäßen auf rosafarbenem Grund auf sich hat. Auch Amtsvorgänger Dieter Müller ist überfragt. Selbst im Archäologiepark Belginum, an den das Motiv erinnert, sei man ratlos. Museumsleiterin Rosemarie Cordie ist von der Beschilderung wenig angetan. Sie wisse nicht, wer die Schilder angebracht habe, vermute aber die Initiative eines Vereins. "Die Heimatvereine sind im Moment ganz wild, und das Engagement ist ja auch ganz toll", trifft sie prompt ins Schwarze. Doch die Beschilderung habe für großen Unmut gesorgt. Und das nicht nur bei Förstern, die sich über an Bäume geschraubte Schilder ärgerten. Auch sonst seien viele Beschwerden an sie heran getragen worden. Davon abgesehen kann sich Cordie mit der Motivwahl nicht anfreunden: "Da wird einfach etwas genommen, weil jemand meint es wäre schön, und dann pappt man es irgendwo hin." Da müsse man doch mal miteinander sprechen. Auch Berthold Staudt, Morbacher Wanderwart des überregionalen Hunsrückvereins, ist verärgert. "Wildwuchs" sei dem regulären Wanderwegenetz mit 225 Kilometern allein rund um Morbach nicht zuträglich. Wanderer würden da die Orientierung verlieren: "Das sind Dinge, die sollten koordiniert werden." Besser wäre es, Gemeindewanderwege in das überregionale Wegenetz einzuflechten. Immerhin dauere es oft Jahre, bis solche Strecken ausgearbeitet seien, da Eigentumsrechte oder Haftungsfragen zu berücksichtigen seien. Auslöser des Unmuts ist der Gonzerather Heimatverein, der 2005 neben fünf örtlichen Wanderrundwegen auch drei, etwas größere Kreise ziehende, Radwege ausgeschildert hat. Die damit ausgelösten Irritationen waren, den Worten des Vorsitzenden nach zu schließen, keinesfalls beabsichtigt. "Das war alles koordiniert, das hat schon Hand und Fuß", versichert Willi Gorges. Beim Beschildern der "Moselroute" habe er mit Ortsbürgermeistern und Anliegern gesprochen. Den Hochscheid passierenden "Keltenweg" habe er aber nicht selbst ausgeschildert. Außerdem sei das Morbacher Verkehrsamt, wo auch Faltblätter der Routen ausliegen, ebenso informiert gewesen wie die Verwaltung - was Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes grundsätzlich bestätigt. Dass der Verein Routen ausweise, sei ihm bekannt gewesen. Nicht aber, wo diese im Einzelnen hin führten. Dennoch sei das Engagement von der Grundidee positiv: "Diese Aktion muss man sicherlich unterstützen, weil es schöne Punkte gibt, die der jüngeren Generation gar nicht mehr so geläufig sind." Andererseits müsse jedoch vermieden werden, "dass sich Dinge überkreuzen oder die Orientierung verloren geht". Da sei sicher noch das eine oder andere zu überdenken, sieht Eibes die Notwendigkeit nachzuhaken. "Da werden wir mit Sicherheit noch Aufklärungsarbeit betreiben."

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