Was tun, wenn die Schule schrumpft

HAAG. Von der demografischen Entwicklung wird auch ein Dorf wie Haag nicht verschont bleiben. Während einer Einwohnersammlung erfuhren die Haager Bürger, welche Konsequenzen dies für ihren Ort haben kann.

Ist es die Ungeduld des Alters? Erst Ende April hörte der dienstälteste Ortsvorsteher der Einheitsgemeinde Morbach, Norbert Schemer, einen überzeugenden Vortrag von Otmar Weber, einem Experten für Dorfentwicklung aus dem Saarland, über die bedrohlichen Auswirkungen der demografischen Entwicklung. Umgehend berief der 67-Jährige eine Einwohnerversammlung ein, die sich mit dem Thema befasste. Dass die Lage ernst ist, ist auf den ersten Blick nicht unbedingt zu erkennen. Denn die Gruppe Hardtberg, ein Planungsbüro, das für die Gemeinde den Flächennutzungsplan erstellt hat, prognostiziert für das Jahr 2020 für Haag 575 Einwohner. Derzeit leben im Dorf rund 520 Menschen. Und dennoch: Die Verschiebung der "Bevölkerungszwiebel" zugunsten der älteren Menschen wird auch Haag treffen. Schülerzahlen gehen erheblich zurück

Die Zahl der Kindergarten-Kinder, die vor fünf Jahren noch bei 28 lag, soll sich 20 Jahre später auf nur noch 17 belaufen. Im Grundschul-Alter sieht es nicht besser aus. Im Schuljahr 2006/2007 wird es in der geteilten Grundschule Haag/Merscheid nur noch drei Klassen geben. Da die Kinder bereits auf der Welt sind, handelt es sich relativ sichere Zahlen, machte Bürgermeister Gregor Eibes den rund 50 Anwesenden deutlich. Drei Jahre später wird mit einem großen Knick nach unten gerechnet. Dann dürften es nur noch zwei Klassen sein. Ob das ein Dauerzustand wird, ist allerdings noch nicht klar. Ein derartiger Rückgang wird nicht ohne Konsequenzen bleiben: Bei nur noch zwei Klassen werde von den zwei Unterrichtsstandorten abgerückt werden müssen. Angesichts der Turnhalle dürfte dann der Schulstandort Haag das Rennen machen, machte der Bürgermeister deutlich. "Geben denn die Experten auch Empfehlungen außer Kindermachen und alte Menschen verjagen", fragte Norbert Petry aus dem Zuschauerraum provozierend. Fachleute machten vor allem auf die Familienpolitik aufmerksam, die in Nachbarländern wie Frankreich erfolgreicher sei, erläuterte der stellvertretende Ortsvorsteher Georg Marx. Wichtig ist es laut Eibes auch, die Ortskerne zu stärken, beispielsweise durch zurückhaltende Ausweisung von Bauland in Neubaugebieten und die Förderung von Sanierungsprojekten oder Neubauten nach Abriss in den Ortskernen. Schemer liegen zudem Vereine und Brauchtumspflege am Herzen. Er appellierte, Traditionen nicht sterben zu lassen. "In wenigen Jahren weiß niemand mehr, wie man Korn drischt", sagte Schemer. Deshalb empfahl er, das Schneiden und Dreschen des Getreides künftig beim Backesfest vorzuführen. "Ein Dorf ohne Jugend ist kein Dorf", ist er überzeugt. Um so wichtiger sei es ihm, dass der kirchliche Jugendraum, der seit zwei Monaten geschlossen ist, seine Pforten wieder öffnet. Der Grund für die Schließung waren Alkohol- und Nikotingenuss, beides sei nicht gestattet. Brigitte Stierwald berichtete, dass sich vor wenigen Tagen eine "Interessengemeinschaft Jugendraum" gegründet habe, deren Mitglieder Gruppenstunden im Jugendraum halten und zeitweilig auch die Verantwortung übernehmen wollten.

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