Wege aus der Einsamkeit

MORBACH. Seit einigen Monaten verzeichnen die Geschäftsleute im Zentrum von Morbach Umsatzeinbrüche. Viele von ihnen machen den Wegzug der Post und das neue Einkaufszentrum am Ortseingang dafür verantwortlich. Mit Aktionen will nun der Gewerbeverein das Angebot im Ort bekannter machen.

Eigentlich wirkt das Zentrum von Morbach nicht leer: Der Parkplatz vor der Kirche ist zur Hälfte gefüllt, an den Tischen vor einem italienischen Restaurant sitzen Gäste. Am Kleiderständer vor einem Geschäft flattern bunte Badeanzüge im Wind, vor den Schaufenstern schlendern Leute entlang. Doch der erste Eindruck von gemütlichem Geschäftsleben trügt: Seit einigen Monaten beklagen die Geschäftsleute im Zentrum von Morbach massive Umsatzeinbußen. Genauer gesagt: seit der Rewe-Markt im Zentrum geschlossen hat und die darin untergebrachte Postagentur in den Rewe-Markt am Ortseingang gezogen ist. "Hier müsste viel mehr Betrieb sein"

"Früher haben wir zu zweit gearbeitet, jetzt schaffe ich es locker allein", sagt Sonja Nau, Inhaberin des "Wäscheparadies" und Vorstandsmitglied im Gewerbe- und Verkehrsverein. "Hier müsste eigentlich viel mehr Betrieb sein." Dass die Kunden nicht mehr kommen, liegt ihrer Ansicht nach am Wegzug der Post: "Seit die Post nicht mehr da ist, kriegt man immer einen Parkplatz." Zwar wusste die Händlerin, dass die Schließung bevorstand, sie hat aber nicht mit einem derart starken Rückgang der Kundenzahl gerechnet. "Ich glaub, da hat keiner so richtig mit rechnen wollen." Zu spüren bekommen hat die geringere Kundenfrequenz auch "Mettler Buch und Papier". "30, 40 Kunden fehlen uns pro Tag", sagt Inhaberin Uschi Mettler. So wie diesen Geschäftsleuten geht es vielen im Ort. "Wir beobachten die Entwicklung mit Sorge", sagt Christoph Strouvelle, Geschäftsführer des Gewerbe- und Verkehrsvereins. Der Ort habe deutlich an Kundenfrequenz verloren, besonders nach dem Wegzug der Post. Nun bedürfe es neuer Anziehungspunkte: "Kundenmagnete müssen installiert werden. Die Post wieder im Zentrum - das wäre ideal." Das Rewe-Geschäft im Zentrum Morbachs hat geschlossen, als im Einkaufszentrum am Ortseingang nach Aldi ein zweiter Discounter, ein Lidl-Markt, eröffnet hat. Er habe das Geschäft im Zentrum aus betriebswirtschaftlichen Gründen aufgegeben, sagt Geschäftsführer Roman Knichel, der nun noch den Rewe am Ortseingang und einen Getränkemarkt leitet. "Es hat sich nicht mehr gerechnet." Eine Rolle habe bei dieser Entscheidung auch der härtere Wettbewerb durch den neuen Discounter gespielt. Für den Bau des Lidl-Markts eingetreten war Gregor Eibes, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach - unter anderem mit dem Argument, dass dieser Frequenz für den ganzen Ort bringe. "Morbach hätte sich ohne Märkte am Ortsrand nicht entwickeln können", sagt Eibes. Es habe die Gefahr bestanden, dass die Kunden den Einkaufsstandort gewechselt hätten. "Die Schließung des Rewe und die Abwanderung der Post hat zurzeit negative Folgen - dazu stehe ich." Das sei aber nicht die einzige Ursache: Auch die allgemein schlechte konjunkturelle Lage mache sich bemerkbar. Dass Morbach einiges zu bieten hat, davon ist Nikolaus Gorges, Vorsitzender des Gewerbe- und Verkehrsvereins, überzeugt. "Die Rückgänge können wir nicht hinnehmen. Die Geschäfte werden ihr Angebot erweitern", sagt er. "Der Innerort hat viel zu bieten." Nun gelte es, mit Aktionen die Kunden auf das Angebot aufmerksam zu machen. Als erstes kündigt er eine Cocktailnacht im Ortszentrum am 15. Juli an: Dann bekommen die Kunden ab 18 Uhr in jedem Geschäft einen anderen Cocktail und können ab 22 Uhr eine Samba-Party feiern.

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