Wenn der Ortschef den Heiratsschwindler spielt
Hinzerath · Im Jubiläumsjahr hat die Hinzerather Theatergruppe mit ihrem neuen Stück ihr Können unter Beweis gestellt. Ein Erfolgsgeheimnis hat die Truppe auch.
Hinzerath Es gibt Termine, die sind in vielen Kalendern fest verplant. Dazu gehören Geburtstage, Ostern und Weihnachten. Und bei vielen Fans der volkstümlichen Komödie sind es zudem die Aufführungen der Theatergruppe des Heimatvereins Hinzerath. Die Akteure rund um Regisseur Meinhard Polok feiern in diesem Jahr Jubiläum: Seit 30 Jahren führen sie im Hinzerather Bürgerhaus Komödien auf, wie in diesem Jahr "Polizeiwache 007."
Für ein lustiges Hin und Her sorgen die unterschiedlichen Charaktere der diversen Rollen. Die gemütlichen Polizeibeamten, die sich lieber die Gulaschsuppe munden lassen, als sich um den Besucher im Amt zu kümmern, der sich als neuer Chef herausstellt, der Heiratsschwindler mit Brilli im Ohr, der die Mitarbeiterin in der Wache betört und dem die Nüsschen der Oma Tilli gut schmecken, die aufgetakelte vornehme Dame, die alle auf der Wache nervt, die langjährige Verlobte, vor deren Heirat sich einer der Polizeibeamten drückt, die Putzfrau, die ausgerechnet auf der Polizeiwache ihren kargen Lohn mit Schwarzarbeit aufbessert und der Ex-Leiter der Wache, der aus dem Altenheim wegläuft und entscheidend zur Festnahme des Heiratsschwindlers beiträgt - die 180 Zuschauer haben bei der Premiere des Dreiakters im voll besetzten Bürgerhaus sichtlich ihren Spaß.
Doch was ist das Geheimnis des Erfolgs der Hinzerather Theatergruppe in Zeiten von zahllosen Fernsehsendern und Streamingdiensten im Internet? Denn alle vier Vorstellungen sind komplett ausverkauft.
Für viele Zuschauer wie den Morbacher Erwin Weber ist es eine Selbstverständlichkeit, die Aufführungen jedes Jahr zu besuchen. "Die Hinzerather spielen immer sehr gut", sagt er. Es sei schön zu sehen, wie sich die Schauspieler auf der Bühne ausdrücken können. "Die Mimik, das ist einfach wunderbar", sagt er. Klaus Marx aus Wenigerath pflichtet ihm bei: "Man kennt die Akteure, und die ganze Atmosphäre ist familiär", sagt er. Die Hinzerather spielten ja schon lange "und immer besser", sagt er. Dem stimmt auch Theo Gätz aus Morbach zu, der zu den Stammbesuchern der Aufführungen gehört. "Die Laienschauspieler machen ihre Sache sehr gut."
Und was macht den Schauspielern so viel Spaß? "Alles", sagt Nicole Eck, die seit 1992 mit zwei Ausnahmen immer mitgespielt hat. "Theaterspielen ist mein Hobby schlechthin", sagt sie. Zwar sei es manchmal auch stressig, aber die Truppe sei sehr familiär. "Es passt einfach", sagt sie. Dabei sei jede einzelne Aufführung ein Unikat, bei kleinen Fehlern improvisiere man entsprechend.
Der Zusammenhalt innerhalb der Truppe ist auch für den Regisseur das Erfolgsgeheimnis für die 30-jährige Existenz des Theaters. Jeden Monat treffe man sich, auch außerhalb der Probenzeit, die bereits im Sommer beginnt. "Es ist eine Familie, und die lebt", sagt Polok. Für Ortsvorsteher Hermann Moseler, der in diesem Jahr den Heiratsschwindler spielt, sind die Theateraufführungen eine schöne Werbung für den Ortsbezirk. Die Besucher kommen nicht nur aus der Einheitsgemeinde, sondern auch aus weiterem Umkreis. Einzelne Besucher reisten jedes Jahr sogar aus Trier, Köln und Düsseldorf an. Moseler: "Ich bin stolz auf den Heimatverein. 30 Jahre ununterbrochene Theateraufführungen sind eine tolle Sache."
Extra: JUNGE DARSTELLER WERDEN GESUCHT
Die Theatergruppe des Heimatvereins Hinzerath ist auf der Suche nach weiteren Akteuren, insbesondere junge Darsteller werden gesucht. Interessenten können zu den Treffen der Theatergruppe jeden ersten Donnerstag im Monat ins Bürgerhaus kommen oder sich bei Regisseur Meinhard Polok unter 06533/3870 melden.
