Wenn ein altes Gemäuer erzählt

"Können Steine erzählen", fragte unlängst die Schülerin Michelle Amlung aus Thiergarten den ADD-Präsidenten Josef Peter Mertes. Dieser antwortete ihr, dass, wenn es ganz still sei, man hören könne, wenn ein altes Schulhaus erzähle. Für das Malborner Gebäude muss das in besonderem Maß der Fall sein. Schließlich feiert es in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Malborn. Zum Beispiel die Geschichte vom "Wichtigsten" für die neue Malborner Schule, die vor mehr als 100 Jahren geplant wurde. Im Jahr 1906 war das alte Schulgebäude "unansehnlich von außen, beengend und feucht und dumpf im Innern", wie es der ehemalige Malborner Lehrer Kurt Bach in seiner Festschrift "80 Jahre Schulhaus Malborn" beschreibt. Ein neues Gebäude sollte her, aber das Geld fehlte. Damals wie heute waren Zuschüsse begehrt. Der damalige Landrat stellte die entscheidende Frage. Der Kreis gebe einen namhaften Betrag für den Schulneubau, auch die preußische Regierung wolle Geld zuschießen. Aber was wollten die Malborner geben, fragte er die Vertreter des Ortes. Das "Wichtigste" stellten die Malborner selbst

Der damalige Dorfchef war um eine Antwort nicht verlegen: "Wir, Herr Landrat, wir stellen das Wichtigste für die neue Schule, wir stellen die Kinder." Die Argumentation überzeugte offenbar. Im Jahr 1907 wurde der Neubau in Angriff genommen. Noch im selben Jahr kam es zu einer Katastrophe. In der Nacht auf den 12. November brach in der alten Schule ein Feuer aus, schreibt der Heimatforscher Bach in der Chronik weiter. Das Haus wurde ein Opfer der Flammen. Das alte Schulgebäude war zerstört, das neue noch nicht fertig. Erst im November 1908 wurde es eingeweiht. Wohin also mit den Kindern in der Zwischenzeit? Im Gasthaus Bernard kamen sie provisorisch unter. Auch das neue Schulhaus erwies sich schnell zu klein. Doch erst 1952/53 war es endlich so weit. Ein Anbau wurde erstellt. Möglich machte dies ein Schneebruch, durch den "Malborn über Nacht Millionär" (Kurt Bach) wurde, weil die waldreiche Gemeinde große Mengen Schadholz schnell vermarkten musste. 1971 wurden 13 Volksschulen aus dem ehemaligen Amt Thalfang aufgelöst. Stattdessen wurden drei Grundschulen (Malborn, Thalfang und Thiergarten) und die Hauptschule in Thalfang eingerichtet. Dies ist im Büchlein "Schule im Wandel" beim ehemaligen Malborner Rektor Reinhold Anton nachzulesen. Nur wenige Monate später folgte die Auflösung der Thiergartener Schule. Die 43 Kinder aus dem Nachbarort wurden Malborn zugeschlagen. Damals wurden 121 Kinder in vier Klassen unterrichtet. Großes Schulfest am Samstag

1998 wurde die Schule 13 Monate lang generalüberholt. Der Unterricht fand in der Zeit in der Steinkopfhalle statt. Derzeit besuchen 40 Schüler in zwei kombinierten Klassen die Grundschule Malborn. Die Schülerzahl ist für den ADD-Präsidenten Mertes übrigens kein Grund zur Sorge. Mit dem neuen Schulgesetz verfüge man über Möglichkeiten, auch kleine Einrichtungen weiter zu betreiben.Am Samstag, 7. Juni, wird in Malborn anlässlich des 100. Jubiläums der Schule von 10 bis 16 Uhr ein großes Schulfest gefeiert. Zu diesem Anlass ist auch das Schulleiter Franz Bauer und seinem Vorgänger Reinhold Anton gestaltete "historische Klassenzimmer" geöffnet. Dort können Besucher sehen, wie "anno dazumal" unterrichtet wurde.

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