Wer hier nie kreiselte, wird es niemals tun

Zwei Unfälle binnen weniger Tage sind nach Ansicht der Verwaltung zwei zuviel. Daher wird das erst kürzlich an der Bahnhofstraße installierte Kreisel-Provisorium wieder abgebaut.

Morbach. Wer noch nicht seine Runden auf ihm gedreht hat, wird es nun wohl niemals tun können. Denn bereits kurz, nachdem Morbachs neuer Kreisel geschaffen wurde, ist er schon wieder Geschichte. Nachdem es an dem erst vor wenigen Tagen installierten Provisorium binnen kürzester Zeit zweimal gekracht hat, hat die Verwaltung die Notbremse gezogen. "Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir ihn wieder wegmachen müssen", teilt Büroleiter Theo Gätz auf Nachfrage mit. Bürgermeister Gregor Eibes habe das dieser Tage entschieden.Um unnötige Verwirrung zu vermeiden - die Rede ist nicht vom Vorzeige-Kreisel an der Bremerwiese, sondern von Kreisel Nummer Zwei an der oberen Bahnhofstraße. Genauer gesagt befindet sich der Kreisverkehr an der Einmündung zu Papier Mettler im Kreuzungsbereich Erbachstraße und Hochwaldstraße. Die Idee, dort einen Kreisverkehr zu installieren, war nach TV-Informationen im Rahmen einer der regelmäßigen Verkehrbegehungen entstanden.Bleibt die Frage, warum gerade dort ein Kreisel sinnvoll erschien. "Weil man geglaubt hat, dass es da ein gewisses Gefahrenpotential gibt", erklärt Büroleiter Gätz. Mit dem Kreisel habe man den Verkehrsfluss erhöhen wollen, also erreichen wollen, "dass es zügiger läuft - aber nicht schneller". Die Bahnhofstraße verlaufe an dieser Stelle ja relativ lange geradeaus. Folglich sei damit auch beabsichtigt gewesen, den Verkehr etwas abzubremsen. Auch Ortsvorsteher Hans Jung spricht von der Absicht, einen möglichen Gefahrenpunkt auszumerzen. Es sei immer ein bisschen schwierig gewesen, aus der Erbachstraße unbeschadet nach links auf die Bahnhofstraße abzubiegen. Die Initiative sei von Bauverwaltung und Ordnungsamt ausgegangen. Dem Ortsbeirat gegenüber sei diese Lösung so dargestellt worden, als ob das völlig unproblematisch wäre. Dass dem nun offensichtlich nicht so ist, bedrückt Jung sehr: "Ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist."Ereignet haben sich die Unfälle laut Peter Werland, dem Leiter der Polizeiinspektion Morbach, durch Unachtsamkeit. Der vordere Autofahrer sei ordnungsgemäß dem Kreisverkehr gefolgt und der nachfolgende habe unbeabsichtigt "die Abkürzung" genommen. Bis zu den beiden Crashs war die Kreuzung hingegen unauffällig. "Vorher waren da nie Unfälle - aber die Unfallhäufigkeit ist ja nicht das einzige Kriterium", betont Werland. Außerdem leistet der Polizeichef den Initiatoren Schützenhilfe: Der Erfolg habe eben viele Väter - doch wenn es dann mal "in die Hose" gehe, sehe das ganz anders aus. Meinung Mut zur Korrektur Quasi über Nacht war die neue Errungenschaft im Morbacher Straßenverkehr entstanden. Die Existenz des neuen Kreisels hatte vor gut zwei Wochen die Morbacher Autofahrer komplett überrascht. Und ebenso plötzlich, wie es kam, verschwand das neue "Bauwerk" wieder von der Bildfläche. Wie es zu einer neuen Verkehrsregelung kommen kann, die unterm Strich mehr Gefahren schafft, als verhindert, bleibt letztlich unverständlich. Hauptsächlich hatte man mit der neuen Vorfahrtsregelung den Verkehr auf der Bahnhofstraße ausbremsen wollen. Ausgebremst wurden stattdessen die Planer von den jüngsten Unfällen. Da wiehert der Amtsschimmel, möchte man meinen. Doch man kann es auch positiv wenden: Binnen kürzester Zeit zog Bürgermeister Gregor Eibes die Konsequenzen und ordnete an, den Kreisel umgehend zu entfernen. Denn eine im guten Glauben getroffene Entscheidung umgehend zu korrigieren, ist nicht jedermanns Sache. i.rosenschild@volksfreund.de

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