Wer nicht hilft, der macht mit

MORBACH. Welche Wege aus der Gewalt führen können, zeigte Christine Telser, Diplompsychologin an der Landespolizeischule, in ihrem Referat an der Kurfürst-Balduin-Hauptschule.

Wo beginnt Gewalt? "Ist derjenige, der schlägt auch der Täter?" - Diese Frage stellte Christine Telser in ihrem Referat als Denk-Anstoß. Statistisch gebe es nicht mehr Gewalt als früher, aber die Gesellschaft reagiere sensibler darauf. Maximal zehn Prozent der Schüler bundesweit setzten Gewalt ein. "Wir haben auch hin und wieder eine Schlägerei, aber mehr auch nicht", berichtete Thomas Koschant, der kommissarische Schulleiter der Hauptschule. 283 Schüler aus 19 Ortsgemeinden besuchen die Hauptschule in Morbach. Christine Telser erklärte, "dass Gewalt immer dann vorliegt, wenn eine Person an Körper oder Seele verletzt beziehungsweise wenn eine Sache beschädigt wird". Faktoren hier für seien: Konflikte, gute Erfahrungen mit Gewalt, Übermut oder mangelnde Wertschätzung. Wichtig sei es daher, immer als Hintergrund zu wissen: "Wie erziehen Eltern, wie erziehen Lehrer?" Für die Entstehung und die unterschiedlichsten Formen von Jugendgewalt gebe es keine eindeutigen Erklärungen. "Gewalt ist und macht erfolgreich", betonte die Polizeipsychologin. Begünstigende Faktoren seien auch die Medien, die Kinder und Jugendliche wesentlich häufiger als im tatsächlichen Leben mit Gewalt konfrontierten. "Vereine mit Sport- und Spielangeboten bieten hier die richtige Alternative", so Christine Telser. Im täglichen Unterricht könnten auch schlechte Noten und ein rappelvoller Schulbus für eine aggressive Grundstimmung sorgen. "Raufereien sind etwas ganz Normales", sagte Christine Telser. Man müsse den Jugendlichen allerdings beibringen, wie weit man gehen könne. Eingeladene Eltern bleiben zu Hause

Wichtig sei, dass Eltern und Lehrer klar ihre Position beziehen. "Daran reiben sich die Kinder", forderte die Psychologin. Wenn Gewalt anstehe, seien alle gefordert, dem Opfer zu helfen, und aktiv zu schlichten. Eine Patentlösung gegen die Gewalt hat auch Christine Telser nicht parat. Aber wenn Eltern, Schulen und Kindergärten zusammenarbeiteten, stünden die Chancen gut, Einstellungen und Verhaltensweisen junger Menschen positiv zu beeinflussen. Das komplette Lehrerkollegium der Hauptschule hat durch den Vortrag neue Anregungen für den Schulalltag erhalten. Die Eltern waren hierzu auch eingeladen, blieben aber fern. Die Aktion "Wer nicht hilft - macht mit" wird im kommenden Jahr fortgesetzt.

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