Western-Feeling an der Dhron

DHRONECKEN. Unmittelbar an der "Kleinen Dhron", dem bedeutendsten Zufluss der "Dhron", schlägt der historische Wasserturm Dhronecken eine Brücke von Preußen bis Wildwest: Einst von der königlich-preußischen Eisenbahn errichtet, ist das riesige Areal heute ein beliebter Treffpunkt für Pferde-Fans.

Dhronecken ist dank seiner Burg und des beliebten Burgfests weit über seine Grenzen bekannt. Doch der idyllische Ort an der "Kleinen Dhron", dem bedeutendsten Seitengewässer der "Dhron", hat noch ein weiteres Wahrzeichen. Herausragend im wahrsten Sinne des Wortes ist nämlich auch der historische Wasserturm. 1902 von der Königlich-Preußischen Eisenbahn errichtet, diente der Hochbehälter bis 1970 Dampflokomotiven als Wasserreservoir. Der Bau des Turmes habe für ein Unternehmen der Region das Aus bedeutet, erzählt Fred Müller, der heutige Eigentümer. Denn in einer ersten Bauphase habe es Probleme mit den Fundamenten gegeben: "Da wäre das beinahe der schiefe Turm von Pisa geworden." Müller ist es zu verdanken, dass der letztlich doch gerade Wasserturm vor wenigen Jahren seinen 100. Geburtstag feiern konnte. Der Dhronecker hatte sich Ende der 70er Jahre des Bauwerks angenommen, als dieses abgerissen werden sollte. Für ihn unvorstellbar. Also kaufte er den Turm 1978. "Ich hab wochenlang hier gearbeitet", erinnert sich der 66-Jährige an die erste Zeit als Wasserturm-Eigentümer. Das Bauwerk sei natürlich total marode gewesen, auch in Folge des Krieges. "Das Dach war zum großen Teil eingebrochen, der Eingangsbereich komplett kaputt, und die Fenster waren teils zugemauert." Bei der Sanierung habe er auch Granatsplitter gefunden und 24 Tonnen Beton aufs Dach des Turmes gezogen. Seine Mitbürger hatten dafür wenig Verständnis: "Jeder hat gesagt, was macht der da unten." Heute ist das Geschichte. Denn die "Tower-Ranch", wie Müller im Internet wirbt, hat sich zu einem beliebten Treffpunkt für Reiter gemausert. Wer das Gelände direkt an der Kleinen Dhron betritt, fühlt sich trotz des preußischen Wahrzeichens unweigerlich gen Westen entführt. Wozu nicht nur die Pferde dort beitragen, sondern auch der urwüchsige Saloon. Western-Feeling erfüllt aber auch den viergeschossigen Turm mit Reiterklause und Empore. Kürzlich hatte Müller dort unerwartete Gäste. Eine Gruppe Japaner hatte gefragt, ob es nicht möglich sei, dort zu übernachten. "Da sieht man schon, dass das interessant ist", freut sich der Turm-Eigner. Dennoch hat er noch andere Pläne, denkt an einen Campingplatz auf dem 30 000 Quadratmeter-Gelände. Investoren seien da, ebenso die Unterstützung der Gemeinde. Sollte daraus nichts werden, will Müller verkaufen - vorzugsweise an Pferdehalter. "Irgendwann wird das ein bisschen viel", verweist er darauf, dass er das Ganze seit bald 30 Jahren in Ordnung hält. An seiner Einstellung zur Tower-Ranch ändert das aber nichts: "Die Kleine Dhron fließt mitten durch - das ist das Schöne hier."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort