Wie vom Erdboden verschluckt

Obwohl es erst seit 19 Jahren Geschichte ist, können sich heute viele Morbacher kaum mehr erinnern, dass es im Ort auch mal ein französisches Munitionslager gab. Allerdings zeugen auch keine Mauerreste mehr von der fast 40-jährigen Lager-Existenz.

 Es gibt nur wenige historische Fotos vom früheren französischen Munitionslager in Morbach. Hier eines mit Wachleuten — darunter auch Hermann Tresch (rechts), der dort gearbeitet hat. TV-Foto: Ursula Schmieder

Es gibt nur wenige historische Fotos vom früheren französischen Munitionslager in Morbach. Hier eines mit Wachleuten — darunter auch Hermann Tresch (rechts), der dort gearbeitet hat. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach. (urs) Fast 60 Jahre sind vergangen, seit das französische Militär in Morbach ein Munitionslager bezogen hat. Hermann Tresch, einer der ersten Deutschen, die dort arbeiteten, erinnert sich noch sehr gut daran. "Es war eine schöne Zeit und eine schöne Arbeitsstelle", sagt der frühere Wachmann rückblickend. "Das Verhältnis zwischen uns Deutschen und den Soldaten war immer sehr gut und ungetrübt", erzählt der frühere Wachmann. Und mit den Kapitänen des "Munilagers" hätten sie sich auch immer gut verstanden.

Ein Jahr nach dem Mauerfall schlossen sich die Türen



Wohl deshalb gab es auch nie Probleme, weil sie Soldaten, die später als erlaubt ins Lager zurückkehrten, "durchschleusten". Die Deutschen wurden sogar zu den Feiern der Franzosen eingeladen, die der heute 82-Jähriger in bester Erinnerung hat.

"Gut vertragen" hatte sich Tresch auch mit einem Soldaten, den er heute noch oft spricht. Serge Antony war 1973, frisch von der Militärschule, für drei Jahre nach Morbach abkommandiert, wo er seine Frau kennenlernte und eine zweite Heimat fand. Auch Antony berichtet von Festen - allerdings von denen, die sie zu Weihnachten für die Zivilbevölkerung organisiert haben. Das Miteinander - auch mit der Feuerwehr und dem Sportverein - sei immer sehr gut gewesen. Eine der Aufgaben des jungen Soldaten war es, täglich die Flaggen zu hissen: "Die französische und die deutsche - als Zeichen der Freundschaft". Am Fuß der Flaggen habe ein großer Stein mit einer eingemeißelten Rakete gestanden.

Doch davon ist heute nichts mehr zu sehen. Ebensowenig wie von den früheren Gebäuden - 24 Bunker, Garagen, Pumpstation, Unterkünfte, Kantine und Küche -- oder drei großen Wasserbassins. Lediglich am früheren Eingangstor findet sich ein Rest der Bodenplatte eines früheren Pfeiler-Fundaments. Selbst das Wohnhaus des Kommandanten wurde abgerissen. Und die Kieswege und die übrigen befestigten Flächen hat sich die Natur zurückerobert. Denn ein Jahr nach dem Fall der innerdeutschen Mauer schlossen sich im Herbst 1990 die Türen des französischen Munitionslagers in Morbach. Tresch und Antony können nur noch an erhöhten Böschungen oder dichtem Gestrüpp erahnen, wo früher was gestanden hat.

Als 25-Jähriger hatte Tresch, der wegen einer Kriegsverletzung nicht schwer arbeiten konnte, seinen Dienst im Munitionslager angetreten.

Arbeit war damals Mangelware, und er war froh, dort untergekommen zu sein. Obwohl die Dienstzeiten - 24 Stunden am Stück und danach 48 Stunden oder später 24 Stunden frei - nicht die angenehmsten waren. Wohl deshalb war Tresch auch einer der jüngsten Deutschen im Munitionslager, in dem die deutschen Arbeiter Munition einlagerten, abgaben und warteten. Als er 1984 in Rente gehen musste, fiel ihm das nicht leicht. Zumal damals noch nicht abzusehen war, dass die Tage des Lagers eh gezählt waren.



Liebe Leserinnen, liebe Leser! Haben Sie noch Erinnerungen an das Munitionslager in Morbach? Wenn ja, schreiben Sie sie auf und senden Sie uns Ihre Berichte. Vielleicht besitzen Sie ja auch noch alte Fotos - dann packen Sie diese einfach dazu!

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