Wieviel kostet eine Burg?

MORBACH/THALFANG. Während die ersten Gemeinden bereits starten, sind in den Rathäusern von Morbach und Thalfang die Vorbereitungen für die Einführung der "Doppik", der kaufmännischen Buchführung, noch in vollem Gang.

 Jedes Schräubchen muss zwar nicht bewertet werden. Doch Vermögenswerte wie die Hundheimer Burgruine Baldenau gehören natürlich in die "Inventur", die die Gemeinden derzeit vor der Einführung der Doppik machen. Morbach und auch Thalfang starten erst 2009 durch. TV-Foto: Ursula Schmieder

Jedes Schräubchen muss zwar nicht bewertet werden. Doch Vermögenswerte wie die Hundheimer Burgruine Baldenau gehören natürlich in die "Inventur", die die Gemeinden derzeit vor der Einführung der Doppik machen. Morbach und auch Thalfang starten erst 2009 durch. TV-Foto: Ursula Schmieder

Was ist wohl ein Wirtschaftsweg wert, und für welche Summe ließe sich eine Schule oder ein Museum veräußern? Über Fragen wie diese zerbrechen sich Verwaltungsmitarbeiter derzeit die Köpfe. Hintergrund ist die Entscheidung des Landes, für die kommunale Haushaltsführung von der "Kameralistik" umzusteigen auf "Doppik" (Doppelte Buchführung in Konten). Während das Land für den eigenen Haushalt aus Kostengründen an der Kameralistik festhält, müssen die Kommunen bis Januar 2009 umgestiegen sein. In der Gemeinde Morbach, die den für 2008 geplanten Start wegen des Rathausbaus um ein Jahr verschoben hat, sind schon etliche Vermögenswerte erfasst und bewertet. Straßen, Wege, Plätze und Gemeindehäuser sind ebenso aufzunehmen wie Büroausstattungen oder Kindergärten, Friedhöfe, Wegekreuze und Brunnen. Besonders knifflig wird's laut Büroleiter Theo Gätz, wenn Museen bewertet werden müssen. Denn welchen "Wert" haben uralte Fundstücke, Grabbeigaben oder Holzfragmente? Doch ganz so arg ist der Aufwand dann doch nicht. "Wir mussten das ja versichern und können uns da sicher anlehnen", sagt Gätz. Auch das Bäumezählen bleibt einem der größten kommunalen Waldbesitzer des Landes erspart. Der Forst-Eigenbetrieb bucht schon doppelt. Ob das aber generell zweckmäßig ist für öffentliche Haushalte, die Dienstleistungen ja nicht nach Aufwand berechnen können, lässt Gätz dahingestellt. "Ich tu mich immer schwer, wenn man versucht, Privatrechtliches in Öffentliches zu übernehmen - das ist nicht zu vergleichen." Kämmerer Berthold Staudt und sein um einen Mitarbeiter ergänztes Team können davon ein Lied singen. Die Bewertung von Kunst wie dem "Kreisel-M" ist laut Staudt ja noch einfach, weil aufgrund von Rechnung oder Herstellungskosten ein Wert zuzuordnen ist. Doch für "Denkmäler, die in grauer Vorzeit hergestellt wurden", sieht das schon anders aus. So wird die Hundheimer Burgruine Baldenau mit einem Euro Erinnerungswert gelistet - die Ruine darf als Teil des Vermögens ja nicht abhanden kommen. "Da wird Inventur gemacht", fügt sich Staudt gelassen ins Doppik-Prozedere. "Wir müssen dann ja auch gucken, ob die Denkmäler noch da sind", verweist er auf zumindest sporadische Überprüfungen der Bestände. Eine Hilfe bieten laut Mitarbeiter Günther Alt die Bewertungsrichtlinien des Landes. So sei für Denkmäler auch eine Bewertung nach Kaufpreisen vergleichbarer Objekte möglich oder auf Basis von Gebäudesachwerten. Doch bei der Baldenau seien Herstellungswerte aus der Bauzeit um 1320 wenig hilfreich, und ein Verkauf einer solchen Burg sei auch nicht die Regel. Auch in Thalfang wird fleißig bewertet für den ab 2009 geplanten Einstieg. Doch die Hauptarbeit steht laut Michael Suska von der Finanzabteilung in den kommenden Monaten noch bevor: "Es muss ja nicht jedes Schräubchen gezählt werden - aber es ist schon aufwändig." Ob die zusätzliche Arbeit mit eigenem Personal zu schaffen ist oder ob Aufgaben vielleicht nach außen vergeben werden, sei noch nicht entschieden. Auf jeden Fall müsse die "Finanzausstattung vorhanden sein", damit zum Beispiel die Buchhaltungssoftware gekauft werden könne.

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