"Wohl dem, der eine Geiß hat"

Der Verschönerung der Gemeinde nimmt sich in Stipshausen der Geißenverein an.

Stipshausen. " Wohl dem, der eine Geiß hat!" So hieß es früher, denn die Geiß galt als "Kuh des kleinen Mannes". Sie trug wesentlich zur Ernährung der Familie bei. Das bedeutete auch, dass man sie tunlichst nicht aus den Augen ließ, denn eine gestohlene Geiß war nicht leicht wiederzubekommen. Daraus ergab sich ein Problem, wenn es im Dorf etwas zu feiern gab. Wo war die Geiß am Besten aufgehoben? Man nahm sie häufig einfach mit. In Stipshausen hat sich daraus eine Tradition entwickelt, die in einen Verein mündete, der den Ort attraktiver machen will. Bernd Munsteiner, international renommierter und mit vielen Preisen ausgezeichneter Edelsteingestalter, ist seit rund 15 Jahren Vorsitzender des Geißenvereins. Der gebürtige Mörschieder lebt seit 1967 in Stipshausen. Er erinnert sich, dass dieser Verein - obwohl er auf eine alte Tradition zurückgeht - erst seit 30 Jahren besteht. Damals fehlte der "Geißennachwuchs" und Niklaus Reiter, ein Stipshausener Urgestein, erklärte sich nur unter der Bedingung bereit, für die Geißen zu sorgen, wenn ein Verein die Fortsetzung des Brauchtums sicherstellen würde. Seinem Wunsch wurde entsprochen, und bisher ist es den Vereinsmitgliedern auch gelungen, die Tradition aufrecht zu erhalten. Dafür nehmen sie jährlich im Herbst auch die "Strapaze" eines mitunter weiten Fußmarschs in Kauf, damit ihre "Weiße-Sahne-Ziege" nach dem Besuch eines Ziegenbocks für weiteren Nachwuchs sorgt. Es gehört zum Zeremoniell, dass sich die Vereinsmitglieder ebenso wie beim Kirmesumzug in würdiger Kleidung, also in Frack und Zylinder, auf den Weg machen. Bernd Munsteiners künstlerisches Schaffen beeinflusst auch die Projekte, mit denen die Ziele des Vereins umgesetzt werden. So wurde unter anderem der Platz "Unter den zwei Linden" mit einer Brunnenanlage neu angelegt und mit zwei Skulpturen künstlerisch ausgestattet, die fast genau an die ehemalige Gemeindegrenze gesetzt wurden. Sie stehen symbolisch für die hier im ausgehenden Mittelalter gelegenen Gemeinden Stebeshusen und Schmerlebach. Nicht weit von dieser Anlage, auf einer Wiese vor dem jüdischen Friedhof, setzt der Geißenverein ein weiteres, größeres Projekt um: den "Skulpturenpark Stipshausen". Dabei geht es laut Munsteiner um die Umsetzung einer Vision: Unter maßgeblicher Beteiligung internationaler Künstler wird aus einer Wildwiese ein Skulpturenpark, der einen hohen künstlerischen Anspruch mit dem Willen vereint, ein völkerverbindendes Zeichen für den Frieden zu setzen. Gemeinsam mit einer Landschaftsarchitektin hat der Verein ein parkähnliches Konzept zur Gestaltung des Wiesengeländes entwickelt. Sträucher, Wasser und Wege sollen den Park optisch aufwerten und die angemessene Präsentation der Skulpturen unterstützen. Da der Naturpark Saar-Hunsrück die Umsetzung finanziell unterstützt, hat die Gemeinde außer der Bereitstellung des Geländes keinen Aufwand. Für die Einwohner wird ihre Heimat damit noch attraktiver und für Besucher der Ausflug nach Stipshausen noch lohnender.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort