Zart wie ein Windhauch

MORBACH. Ein Prophet gilt nichts im eigenen Lande? Das wird sich bei der Musikerin Ingeborg Stein erst noch herausstellen. Denn sie hat am Samstag ihr zweites Konzert in ihrem Heimatort.

Wenn Menschen das Instrument von Ingeborg Stein zum ersten Mal sehen, reagieren sie zunächst mit Verwunderung. Denn weder optisch, noch akustisch ähnelt das Cristal-Baschet irgendeinem anderen landläufig bekannten Musikinstrument. "Es ist eigentlich eher eine Klangskulptur", verrät die Künstlerin. Anders als beispielsweise bei einem Klavier hätten die Zuhörer, wenn sie spielt, keine Erwartungshaltung. Sie reagierten oft sehr ergriffen. Ins Auge springen zunächst große Trichter aus Kunststoff und Fiberglas. Doch sie leiten die Töne nur weiter. "Gespielt wird das Instrument, in dem man mit befeuchteten Händen die Glastasten reibt", erläutert die 37-jährige gebürtige Morbacherin. Was sie dem Metall-Glas-Instrument entlockt, ist beeindruckend: "Der Klang kann zart wie ein Windhauch und imposant wie ein Sturm sein", beschreibt die Instrumentalpädagogin. Das Baschet vereinigt nach Aussage der Künstlerin die Sanftheit eines Glasinstruments mit der Intensität von Metall. Wunderbar sei auch die Klangerzeugung: "Ich spüre die Vibration mit meinen Händen." Das Instrument wird in verschiedenen Instrumental-Formationen vor allem in Frankreich eingesetzt. Der bekannteste Interpret ist der französische Musiker Jean-Michel Jarre, der eher für seine elektronische Musik bekannt ist. Steins erster Kontakt mit dem Cristal-Baschet lief über ihren Klavierlehrer, den belgischen Konzertpianisten Hugo Monden, der lange in Trier lebte. Bei ihm hörte sie erstmals eine Aufnahme. Der Klang beeindruckte sie so sehr, dass sie Kontakt mit den "Erfindern" aufnahm: den Brüdern François und Bernard Baschet.Schmale Glastasten und große Trichter

Sie schrieb ihre Diplomarbeit über das Instrument und überzeugte anschließend Bernard Baschet, erneut mit dem Instrument zu arbeiten. Bis dahin gab es Instrumente mit viereinhalb Oktaven. Mittlerweile gibt es sechs dieser Instrumente mit fünf Oktaven. Eines davon ist im Besitz der Interpretin und Komponistin. In Morbach ist die Wahl-Wiesbadenerin recht häufig, "allein schon, um meine Mutter zu besuchen". Der Vater Georg Stein ist verstorben, allerdings als Chefarzt des früheren Morbacher Krankenhauses und Gynäkologe den Morbachern bis heute in Erinnerung geblieben. Aber er hat auch in Morbach praktiziert. "Er war ein richtiger Landarzt vom alten Schlag und hat auch in mancher Dorfgaststätte seine Praxisstunden gehalten", erinnert sich die Tochter. Jetzt zum zweiten Mal im Heimatort aufzutreten, ist für die Wahl-Wiesbadenerin eine besondere Freude. Sie freut sich auf die "offene Neugierde" der Morbacher. Ingeborg Stein spielt am Samstag, 30. Oktober, um 20 Uhr im Gewächshaus der Gärtnerei Berg. Der Eintritt beträgt sechs Euro.

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