Zauberhafte Wesen an den Wänden

MALBORN-THIERGARTEN. Die Grafik-Designerin Irmtraud Knoth nimmt zusammen mit insgesamt 170 Künstlern an der rheinland-pfälzischen Messe "Kunst direkt" teil. Begleitet wird sie von einer Auswahl großformatiger Ölbilder, die alle faszinierende Geschichten erzählen.

Ein Besuch in Irmtraud Knoths Wohn-Atelier ist wie ein Abstecher in eine andere Welt. Zauberhafte, sagenumwobene Wesen drängen sich an den Wänden. Da ist die fürstlich gekleidete Europa, die mit erschrockener Miene auf dem Rücken eines verschlagen blickenden Stiers entschwebt. Daneben die geheimnisvolle Sibylle, konsequente Hüterin der letztendlich verbrannten sibyllinischen Bücher. Den bekannten Frauengestalten leisten zarte Nixen ebenso Gesellschaft wie eine leicht zerknitterte, mit bereits verblühten Rosen geschmückte "Flora im Oktober" und die in ihrer Mimik an einen Harlekin erinnernde "Generalin". "Meine Bilder sollen irgendwie festhalten, deshalb haben sie auch alle einen literarischen oder mythologischen Hintergrund", verrät die Künstlerin eine Gemeinsamkeit ihrer Werke. Darüber hinaus ist ihren Frauengestalten mehr oder weniger "Das schöne Gerüst" gemein. Ein Gewand, das seine Trägerin zwar kleidet, sie aber eher darin hängen als sich wohlfühlen lässt. Ein eingeengtes Sein, das sich aber nicht auf den Betrachter überträgt. Denn der fühlt sich eher behaglich in der Umgebung dieser Geschichten erzählenden Frauengestalten. Wie überhaupt in dem von den Künstlern Eva und Fred Schroer renovierten Gebäude, das Knoth und ihr Mann vor vier Jahren kauften. "Das Haus hat seine eigene Atmosphäre, es ist fast eine Persönlichkeit", umschreibt Irmtraud Knoth, was sie bewog, von Kenn nach Thiergarten zu ziehen. Nach dem Tod ihres Mannes vor kurzem lebt die aus Ingelheim stammende Grafik-Designerin allein in dieser für die Kunst wie geschaffenen Oase. Eine wertvolle Stütze ist ihr dabei das direkte Umfeld. "So was wie hier habe ich noch nicht erlebt. Die Nachbarn sind so hilfsbereit, sie fangen mich in vielem auf." Künstlerisches Schaffen hat bei Irmtraud Knoth bereits seit ihrem fünften Lebensjahr einen festen Platz. Nach einem Grafikstudium und dem Examen arbeitete sie drei Jahre im Grafischen Atelier des ZDF. Später unterrichtete sie an einer Schule Kunst und Werken und gab Kindermalkurse. Parallel dazu begann sie, frei zu arbeiten. Was aber wegen Umzug und Familiengründung in ein sporadischeres Arbeiten mündete. Dennoch war sie immer künstlerisch aktiv und wandte sich, seit ihre Kinder erwachsen sind, wieder intensiver ihrem Hobby zu. Ihre Zeichnungen und Grafiken - darunter "Die schwarze Spinne" und "Traumstadt"-Radierungen, "Keltische Feenwelten" oder "Laura im Garten" - publiziert sie über Ausstellungen und ihre eigene "Edition Blaustrumpf", die auch Bücher veröffentlicht hat.

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