Zipfelmützen und Schweineschwänzchen

MORBACH. Was dem einen der Weihnachtsmarkt, ist dem anderen der traditionelle "Schwänzchesmarkt". Die vor wenigen Jahren in Morbach eingeführte Kombination beider Angebote trifft nicht nur auf Befürworter.

"Ich vermisse das Weihnachtliche ein bisschen", bilanzierte Helga Klein gegen Ende ihres Rundgangs über den Unteren Markt etwas enttäuscht. Sicher, die Krippen von Joachim Klein, Holzbildhauermeister aus Gonzerath, und Benno Berneck, Morbach, hatten den Eheleuten Klein aus Gutenthal und Weiperath gut gefallen. Und es wurden ja auch Waffeln gebacken. Doch voriges Jahr sei alles schöner und gemütlicher gewesen, fanden Ingrid und Richard Klein. Außerdem gefalle ihm der Krammarkt nicht, sagte Manfred Klein: "Das kann man das ganze Jahr sehen." Die Gratwanderung zwischen Weihnachtsmarkt und dem "Schwänzchesmarkt", dessen Name mit dem früher in dieser Jahreszeit üblichen Schlachten zu tun hat, schien mit Einführung des Weihnachtshüttendorfes eigentlich gelöst. Doch in diesem Jahr hatten nur drei Mieter eine der Gemeindehütten am Unteren Markt aufgeschlagen. Die direkte Nachbarschaft zu grün- oder blau-weißen Zelten tat der Nachfrage aber laut Anny vom Jugend-Verein Teestube anscheinend keinen Abbruch. Vor allem heißer Glühwein sei gefragt - "aber auch super viel Tee." Dennoch war die Atmosphäre eine andere, obwohl auch in diesem Jahr Sankt Nikolaus und Knecht Ruprecht ihre Runden drehten - letzterer sogar zeitweise mit heimlich angestecktem Schweineschwänzchen.Musiker verbreiten festliche Stimmung

Ebenso verbreiteten Morbacher Dorfmusik und Kinderchor im Wechsel mit den Orchestern von Real- und Hauptschule festliche Stimmung. Überraschend Verstärkung erhielten die Musik-Akteure von der litauischen Gruppe "Vakaras", übersetzt "Abend", die privat in Morbach weilte. Doch trotz alledem fehlte der Morbacherin Rita Degen etwas am Unteren Markt. "Ohne die Häuschen ist das Flair irgendwie nicht da", bedauerte sie am Stand von Kerstin Stein-Heger. Die Rinzenbergerin hatte mit Sandra Welsch und Christine Holländer putzige Engel im Angebot. Trotz Ständen wie diesem fand Petra Marx aus Gutenthal, die Weihnachtsartikel seien weniger geworden: "Der Markt ist nicht so schön wie sonst." Außerdem könnten Handwerker wie etwa ein Glasbläser dabei sein. "Die Holzhütten fehlen", stellte Ulla Walther vom Sonnenberg fest. Maria Leuck aus Weiperath trauerte der vor Jahren immer angebotenen Erbsensuppe nach. Für Sonja Marx-Olk gab es dagegen am Weihnachtsmarkt nichts zu beanstanden. "Es ist eine nette Atmosphäre, man trifft Leute, die man sonst nicht so trifft, und jeder hat ein bisschen mehr Zeit", so die Morscheiderin. Auch die Hütten, in denen ja vor allem Morbacher Geschäftsleute ihre weihnachtlichen Produkte angeboten hätten, fehlten ihr nicht. "Ich finde das keinen Verlust - wenn ich was brauche, gehe ich in die Geschäfte und nicht zu den Hütten."Hütten-Diskussion greift nicht überall

Stamm-Standbetreiber wie Arbeiterwohlfahrt, Mali-Hilfe oder Katholische Frauengemeinschaft waren bei der Hütten-Diskussion ohnehin außen vor, da sie ihre Zelte außerhalb des Weihnachtsmarktes aufschlagen. Brigitte Heintel, Arbeiterwohlfahrt, konnte nicht klagen. "Wir kommen mit dem Backen nicht mehr nach", freute sie sich über die Waffel-Nachfrage. Entsprechend begehrt war laut Roswitha Polok afrikanischer Schmuck aus Muscheln und Perlen. Vor allem Ketten und Karten hätten sie reichlich verkauft. Bei der Frauengemeinschaft fanden Marmeladen, Plätzchen und gestrickte Strümpfe - angeboten zu Gunsten der Projekte von Pater Mettler, Brasilien, und Pater Catrein, Norwegen, reißenden Absatz. Beide Patres stammen aus Morbach.

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