Zirkus um Zirkus

Morbach . (gkl) Ein Zirkus und ein Verbot: Weil der Zirkus Bodenlos in Morbach mit Plakaten und einem lebenden Yak auf sich aufmerksam gemacht hat, ist das Ordnungsamt eingeschritten.

Ein altes Sprichwort sagt: "Klappern gehört zum Handwerk." Das heißt auf Deutsch, wer den Menschen etwas Besonderes anbieten will, der muss auf sich aufmerksam machen, muss werben. Handzettel, Plakate und Banner sind beliebte Botschaftsträger, mit denen die Landschaft manchmal geradezu voll gepflastert wird. Der Gemeinde Morbach wurde dies zu viel, weshalb sie ein generelles Plakatierungsverbot erlassen hat. Ausgenommen sind nur speziell für diesen Zweck vorgesehene Tafeln und Litfaß-Säulen. Verstehen kann man diesen Schritt, wenn man sich andere Städte anschaut, wo man vor lauter Hinweisen auf Beach- und Ü-30-Partys oder Konzerten, die an jeder Straßenlaterne hängen und als Banner ganze Kreuzungen überspannen, kaum noch die Straßenschilder oder die Giebel der Häuser sieht. "Den örtlichen Vereinen und Veranstaltern hat diese Regelung am Anfang sicherlich weh getan", sagt Axel Schmitt vom Ordnungsamt in Morbach. "Inzwischen aber hat man sich daran gewöhnt und kann mit der Maßnahme ganz gut leben." Was aber dem einen sein Uhl, ist bekanntermaßen dem andern seine Nachtigall. Der Zirkus Bodenlos kannte sich offensichtlich mit den örtlichen Gegebenheiten nicht aus, weshalb es zu größeren Missverständnissen zwischen der Ordnungsbehörde und dem Zirkusdirektor August Bügler kam. Schmitt hatte im Vorfeld den Zirkus über die Regelungen in der Gemeinde Morbach unterrichtet, wohl aber nicht deutlich genug darüber, dass auch in den umliegenden Ortsgemeinden das Aufstellen von Plakaten untersagt ist. Deshalb musste er einschreiten, als rund um Morbach trotz des Verbots Plakate auftauchten. "Was soll ein Zirkus machen, wenn er nicht mehr für sich werben darf? Welche Möglichkeiten hat ein kleines Unternehmen, wie unseres, außer über Plakate, die nicht gerade billig sind, auf sich aufmerksam zu machen?", sagt Bügler im TV-Gespräch. Bügler besann sich auf eine alte Werbemethode von Zirkusleuten und schickte seine Artisten, sein Lama und sein Yak mit einem Megaphon in die Innenstadt. Lautstark wollten sie auf die Attraktion am Sportplatz hinweisen. Auch hier musste Schmitt wieder einschreiten. Die Megaphonwerbung war nicht beantragt, und von dem Büffel mit seinen gewaltigen Hörnern sah er eine Gefahr für die Bevölkerung, da das Tier nur an einem Nasenring geführt wurde. Eine verständliche Überlegung, auch wenn Bügler noch so oft versichert, das Tier sei so lieb wie ein kleines Kind. "Solche Regelungen", so Bügler, "werden dazu führen, dass Zirkusunternehmen bald einen großen Bogen um Morbach machen. Ohne Werbung können wir nun einmal nicht existieren. Die Auswirkungen des Werbeverbots bekamen wir bei der Premiere zu spüren, als nur eine Hand voll Zuschauer in unserem Zelt saß." Sicherlich ein schwieriges Thema, auf das es keine eindeutige Antwort gibt. Aber zwei Dinge stehen fest: Eine Gemeinde ohne Plakate ist eine schönere Gemeinde, und ein Zirkuszelt ohne Zuschauer ist eine traurige Angelegenheit.

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