(Zu) hoher Aufwand für zwei Euro

Die "Jugend-Taxi"-Initiative des Kreises (siehe Extra) trifft auf Zustimmung. Doch noch ist das neue Angebot nicht überall realisiert. Während es in Thalfang bereits angenommen wird, macht in Morbach keines der vier Taxiunternehmen mit.

 Jugendliche wie die 16-jährige Annalena Klein begrüßen die Jugend-Taxi-Initiative des Kreises, die dank der Beteiligung des Mietwagenunternehmens Marmitt (im Bild Fahrer Hermann Paulus) in Thalfang bereits umgesetzt ist. TV-Foto: Ursula Schmieder

Jugendliche wie die 16-jährige Annalena Klein begrüßen die Jugend-Taxi-Initiative des Kreises, die dank der Beteiligung des Mietwagenunternehmens Marmitt (im Bild Fahrer Hermann Paulus) in Thalfang bereits umgesetzt ist. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach/Thalfang. Unternehmer Walter Schell, seit fast 30 Jahren Tag und Nacht als Taxifahrer unterwegs, reißt sich nicht darum, Jugendliche nachts von Partys abzuholen. Und auf den zusätzlichen Papierkram, den die Initiative "Kreis-Jugend-Taxi" mit sich bringt, kann er ebenfalls verzichten. "Das ist eigentlich eine gute Sache", lobt Andreas Marx. Doch mit den Jugendlichen sei das halt nicht so einfach, und nachts sei er ohnehin ziemlich ausgebucht. Außerdem schreckt ihn der Aufwand: "Da leg ich ja Geld drauf." Wenn acht Personen im Großraumtaxi mitwollten, müssten alle erst ihre Personalausweise zücken und Zettel ausfüllen. Den Zuschuss gebe es ja nur für einen begrenzten Personenkreis. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zu den zwei Euro Nachlass pro Person. Zumal die Fahrt von Gonzerath nach Morbach etwa 23 Euro koste, was bei acht Insassen pro Jugendlichem knapp drei Euro seien. Martin Marmitt aus Thalfang-Bäsch macht dennoch mit. Zum einen wolle er die Initiative des Kreises unterstützen. Zum anderen befördere er eh viele Jugendliche, die davon ja nun einen Nutzen hätten. Allerdings könnte der Zuschussbetrag ruhig etwas höher sein. Für Jugendliche, die etwa von Wittlich nach Thalfang (Fahrpreis 60 Euro) wollten und keinen Mitfahrer auftun könnten, seien die zwei Euro Nachlass arg wenig. In der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues hat sich genau dieses Modell seit 2001 bewährt. Wegen der Kreis-Initiative ruht das bisher einzige Konzept kreisweit aber derzeit. Es sei nicht sinnvoll, zwei Modelle parallel laufen zu lassen, erklärt Jugendpfleger Guido Moll, der die Initiative begrüßt: "Ein Kreis-Jugend-Taxi ist genau richtig."Doch in Morbach scheint daraus nichts zu werden. Dabei hat es in der Einheitsgemeinde schon länger Bestrebungen in diese Richtung gegeben. Julia Begass, Vorsitzende des Jugendparlaments, hatte in den vergangenen Monaten bei Taxi-Unternehmen nachgefragt - aber ohne Erfolg, berichtet Daniel Schäfer von der Morbacher Gemeindeverwaltung. Für Begass ist die Kreisinitiative eine "schöne Idee", die für Morbach aber leider keine Vorteile bringe. Außerdem sei es schade, dass es ein Mindestalter von 16 Jahren gebe.Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes will dennoch am Ball bleiben und erneut vonseiten der Gemeinde das Gespräch suchen. Bürger der Gemeinde sollten gegenüber anderen nicht benachteiligt sein. Sein Ziel sei, alle zum Mitmachen zu bewegen: "Dann sind alle gleichermaßen belastet." Meinung Preisvorteil schmilzt schnell Dass Jugendliche aus dem gesamten Kreis Bernkastel-Wittlich künftig kostengünstiger von einer Party nach Hause fahren können, ist eine gute Sache. So mancher Disko-Unfall kann damit sicher vermieden werden. Und offenbar kommt das Angebot bei den Jugendlichen auch sehr gut an. Umso bedauerlicher ist die Tatsache, dass ausgerechnet in Morbach, wo sich das Jugendparlament schon länger und sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, die Unternehmen abwinken. Sie können selbstverständlich frei entscheiden, ob sie sich an der Initiative beteiligen oder nicht. Zwar können die Jugendlichen aus der Einheitsgemeinde auch mit Taxen aus Nachbar-Gemeinden nach Hause fahren, doch der Preisvorteil schmilzt schnell dahin. Schade. i.rosenschild@volksfreund.deExtra Seit dem 1. Januar bezuschusst der Kreis Bernkastel-Wittlich Taxi-Heimfahrten junger Leute im Alter von 16 bis 21 Jahren. Im Rahmen der auf ein Jahr befristeten Aktion übernimmt der Kreis pro Fahrt und Person zwei Euro. Allerdings kann diesen Zuschuss nur in Anspruch nehmen, wer seinen Wohnsitz im Kreisgebiet hat. Außerdem gilt das Angebot nur für Heimfahrten an einen Ort im Kreis und nur freitags und samstags sowie vor Feiertagen oder über Fastnacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort