Zu wenig Gläubige für große neue Kirche - Bistum gibt Zuschlag für Renovierung der kleinen Kapelle

Hinzerath · Da die Hinzerather Kirche aus dem Jahr 1959 zu groß ist, soll die rund 80 Gläubige fassende Kapelle aus dem Jahr 1669 instandgesetzt werden. Jetzt müssen die notwendigen Mittel für den Eigenanteil der Pfarrei an der Renovierung aufgebracht werden.

 Die Kirche aus dem Jahr 1959 (oben) ist laut Bistum Trier zu groß für Hinzerath. Deshalb soll die deutlich ältere kleine Kirche (unten) saniert werden. TV-Fotos (2): Christoph Strouvelle

Die Kirche aus dem Jahr 1959 (oben) ist laut Bistum Trier zu groß für Hinzerath. Deshalb soll die deutlich ältere kleine Kirche (unten) saniert werden. TV-Fotos (2): Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Die große Kirche verkaufen, um die kleine erhalten zu können: Das soll der Ausweg aus dem Dilemma sein, in dem sich die Pfarrei St. Paulinus am Standort Hinzerath befindet. Denn dort befinden sich gleich zwei renovierungsbedürftige Kirchen. Aus Kostengründen kann jedoch nur eine instandgesetzt werden.
Die Richtung hat jetzt offensichtlich das Bistum vorgegeben. Für die kleine Kirche aus dem Jahr 1669 sind Renovierungskosten in Höhe von 390.000 Euro ermittelt worden, sagt Pfarrer Michael Jakob.
Für die große Kirche aus dem Jahr 1959 sind es laut einer neu erstellten Schadenskartierung mindestens 250.000 Euro. Alleine für die Sanierung des Turmes, in dem die Glocken wegen der vielen Schäden und der Erschütterungen schon länger nicht mehr läuten, würden 80 000 Euro benötigt.

Doch werde das Bistum eine Sanierung der neuen Kirche wegen des zu großen Volumens des Bauwerks und der daraus resultierenden Folgekosten nicht mehr genehmigen, sagt Jakob.
Knapp 400 Plätze biete die neue Kirche, etwa 50 bis 60 Gläubige kämen aber lediglich zum Gottesdienst. "Das Bistum investiert nicht in zu große Bauwerke", sagt der Pfarrer. Jedoch habe es sich vorbehalten, eine Wiederherstellung der kleinen Kirche, in der rund 80 Gläubige Platz finden, zu genehmigen.
Voraussetzung für deren Sanierung sei jedoch, dass die Pfarrei den Eigenanteil von 40 Prozent finanzieren kann. Eine grundlegende Voraussetzung dafür wiederum ist der Verkauf der kircheneigenen Immobilien und Grundstücke in Hinzerath, sagt Jakob.

Denn die Pfarrei verfüge über keine nennenswerten Rücklagen. Das bedeute, dass der Verkauf des Pfarrhauses, der neuen Kirche und Grundstücken oberhalb der Gebäude erforderlich wären, um den Eigenanteil zusammenzubekommen, sagt er. Das müsste auch zeitnah erfolgen, um die Immobilien vor weiterem Zerfall zu bewahren, sagt der Pfarrer. "Das ist eine Richtung, die eine Chance hat", sagt er. Wer kauft denn eine Kirche? "Es gibt viele Kirchen, die von Investoren gekauft werden", sagt er. Allerdings sei damit auch eine Umnutzung verbunden.

In diesem Vorgehen sieht Jakob die einzige Chance, beide Immobilien zu erhalten. "Wir wollen etwas für Hinzerath tun. Wenn wir nichts machen, verfallen beide Gebäude", sagt er.
"Die Aussagen des Bistums Trier sind für uns als Pfarrgemeinderat wegweisend", meint Barbara Felten, Vorsitzende des Gremiums. Allerdings habe der Pfarrgemeinderat kein Mitspracherecht bei finanziellen Angelegenheiten.

"Egal, welche Entscheidung getroffen wird, es ist eine äußerst schwierige, und sie wird sicherlich nicht von allen Gläubigen getragen", sagt der Hinzerather Ortsvorsteher Hermann Moseler. Nach fast sieben Jahren mit zahlreichen Besprechungen, Ortsterminen und Gutachten sei ein weiterer Aufschub nicht mehr nachvollziehbar und auch der besonnenste Kirchgänger frustriert, sagt er.
Zu dem Renovierungsbedarf in Hinzerath kommen Schäden an der Kirche Kreuzauffindung in Wederath. Eine Schadenskartierung habe hier einen Sanierungsbedarf von 304 000 Euro ergeben, sagt Jakob. Hier stehe zuerst die Verkehrssicherungspflicht im Vordergrund. Jakob: "Wir müssen mit unseren klammen Ressourcen klar kommen."Extra: DAS MEINUNGSBILD DER GLÄUBIGEN


2012 hatten die Hinzerather bei einer Befragung mit 104 zu 32 dafür gestimmt, dass die neue Kirche aus den 1950er Jahren erhalten und weiterhin für Gottesdienste genutzt werden soll. 278 Fragebogen waren seinerzeit an die Gläubigen, die zu dem Zeitpunkt älter waren als 16 Jahre, ausgeteilt worden.

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