Morbach. (iro) Die Kindheit von Henriette Nehren war alles andere als behütet. Sie wurde ausgerechnet in dem Jahr, als der Zweite Weltkrieg ausbrach, im damaligen Holleschau, heute Holesov, im Protektorat Böhmen und Mähren, wie es damals hieß, geboren. Die Mutter Deutsche, der Vater Tscheche - die Verbindung hielt nicht lange. Die kleine Zdena und Henriette - sie erhielt bei der Taufe in der Holleschauer Pfarrkirche einen tschechischen und einen deutschen Namen - geriet regelrecht zwischen alle Fronten. Als die Familie 1945 völlig auseinanderbrach, war die Sechsjährige gänzlich auf sich allein gestellt. Nirgends war sie so recht willkommen.

Ist das nicht eine schlimme Kindheit? Auf die Frage antwortet Henriette Nehren: "Ich war nicht verwöhnt. Ich habe das Beste daraus gemacht." Sie habe Gottvertrauen gehabt und gewusst: "Der liebe Gott guckt auf mich."

Als sie im Alter von zehn Jahren mit ihrer Mutter nach Bayern ausreisen kann, beginnt für sie ein ganz neues Leben. Abrupt endet zu diesem Zeitpunkt ihre Geschichte. Ein, zwei Jahre später geht es übrigens in den Hunsrück, wo sie endlich Wurzeln schlagen darf. "Meine Heimat ist der Hunsrück", schreibt sie, "aber ebenso gut könnte ich wahrscheinlich überall auf dieser Erde leben".

Immer wieder habe sie, so schildert es die 69-Jährige, von ihren ersten zehn Lebensjahren erzählen müssen, bis sie vor 45 Jahren diese Erinnerungen niederschrieb. Und dann sollte es fast ein halbes Jahrhundert dauern, bis sie ihre "Erinnerungen an die Kindheit", so der Untertitel, endlich gedruckt in ihren Händen hielt. Damit erfüllte sie sich einen Lebenstraum.

"Geboren im Jahr 1939. Erinnerungen an eine Kindheit" von Henriette Nehren ist mit Grafiken der Künstlerin im Selbstverlag erschienen, für 29, 95 Euro erhältlich bei den Firmen E-Mark sowie Mettler Buch und Papier in Morbach.