o - genki desus ka

Da staunt der Laie, und der Journalist wundert sich. Richard Pestemer aus Neunkirchen, den Lesern der Hunsrück-Zeitung bekannt als Mitglied der Vereinigung Bürger für Bürger, hatte bei der Gemeinderatssitzung in Morbach fotografieren wollen.

Das verwehrte ihm Bürgermeister Gregor Eibes . Auf seine Frage, zu welchem Zweck er fotografiere, antwortete Pestemer: "Ich arbeite für die japanische Presse." Immerhin ist er schlagfertig, mögen die meisten gedacht haben. So auch der TV -Kollege, der die Aussage zum "Spruch des Tages" kürte. Doch weit gefehlt. Am nächsten Tag erhielt der Kollege eine E-mail, die folgendermaßen begann: "o - genki desus ka. Wie geht es Ihnen? (Übrigens das ist japanisch!) Und falls Sie es vorziehen, werde ich den nachfolgenden Brief in Japanisch weiterschreiben. Do desu ka, so shimashou ka. Sollen wir es so handhaben? Boku no hou ga kaimaimasen. Von mir aus gerne. Oder doch lieber in Deutsch?" In der Tat, der Mann kann japanisch. Und das nicht ganz zufällig. Denn er hat in jungen Jahren Japanologie und Politikwissenschaft bei der Universität Bonn studiert. Beruflich hatte er mit Recherche-Hilfen für Korrespondenten auf Honorarbasis angefangen. Seit immerhin 30 Jahren arbeitet er als "Freelancer" für japanische Fernsehanstalten und seit 18 Jahren als Korrespondent für die japanische Wochenzeitung "Shakai Shinpo". Den neugierigen Zeitungsleuten zeigte er sogar seinen Presseausweis. Was die Japaner allerdings an einer Morbacher Ratssitzung interessiert, das bleibt Pestemers Geheimnis. (iro)

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