60 Soldaten im Einsatz: Bundeswehr übt Ernstfall am Erbeskopf

Deuselbach · Erstmals hat die Sicherungskompanie des Landes ihre Jahresübung am Erbeskopf gemacht. Dabei ging es um die Sicherung der militärischen Radarstation auf dem höchsten Berg des Landes.

Normalerweise ist es auf dem hinteren Teil des Erbeskopfes ruhig. Während Wanderer nach dem Aufstieg die Aussicht genießen, arbeitet nur wenige Hundert Meter hinter der Gipfelskulptur eine Radarstation der Bundeswehr. Sie ist mit Gittern gesichert, auf den Tafeln ist "Vorsicht Schusswaffengebrauch!" zu lesen. Aber sonst ist wenig Betrieb. An diesem Herbsttag aber sieht es anders aus. Sandsäcke säumen die Zufahrt. Soldaten halten Autos an und überprüfen die Papiere. Es ist die Übung der Regionale Sicherungs- und Unterstützungskompanie (RSU) Rheinland-Pfalz. Sie war der Höhepunkt des Ausbildungsjahres. Die militärische Einheit gehört zu einem bundesweiten Programm zur Verstärkung des Heimatschutzes. Sie wurde 2013 gegründet, wie Irene Bühler-Rech von der Presseabteilung des Landeskommandos Rheinland-Pfalz in Mainz erläutert. Die RSU-Einheiten, die sich aus Reservisten rekrutieren, dienen zur Verstärkung der aktiven Verbände besonders bei Sicherungs- und Objektschutzaufgaben (siehe Extra). Nach drei Tagen militärischer Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz Baumholder hieß es für 60 Soldaten: Abmarsch zum Objektschutz auf den Erbeskopf. Das Szenario: Die Radaranlage soll von Unbekannten angegriffen werden. Nach dem Eintreffen der Soldaten wurde ein Kompaniegefechtsstand eingerichtet, wo unmittelbar danach eine erste Lagebesprechung und Befehlsausgabe stattfinden konnte. Weitere Einheiten richteten ihre Quartiere und Gefechtsstände ein.
Kompaniechef Oberstleutnant Heisam El-Araj hatte inzwischen den Sicherungsauftrag ausgewertet und wies die Aufgaben zu. Dazu zählte die Sicherung der Radarstation, der Aufbau einer Auto-Schleuse, in der Fahrzeuge auf Waffen und Bomben untersucht werden konnten. Außerdem wurden Doppelstreifen eingeteilt, die die Anlage zu Fuß sicherten. Ein LKW brachte das dafür benötigte Material an die Zufahrt. Während es abgeladen wird, planen die Gruppenführer den Aufbau des Kontrollpunkts. Danach platzieren die Soldaten Sperren, Spanische Reiter, Stacheldraht und Sandsäcke an die vorgegebenen Stellen. So wurde aus der leeren Zufahrtsstraße, von der Wanderer und Touristen normalerweise kaum Notiz nehmen, ein militärischer Kontrollpunkt.
Das war auch für die Angestellten der Anlage eine neue Situation. Wo sich sonst das elektronische Zufahrtstor per Chipkarte öffnen lässt, kontrollieren nun Soldaten die einfahrenden Menschen und ihre Autos. Zusätzlich initiiert die Übungsleitung bis in den späten Abend hinein immer wieder Einlagen mit Rollenspielern. Ein Team spielte die Angreifer. Es unternahm Ausspäh- und Eindringversuche, worauf die Objektschützer sich entsprechend verhalten und sie stoppen mussten.
Kompaniechef Heisam El-Araji war mit der Übung zufrieden: "Die Besonderheit war, dass wir erstmals eine Sicherungsübung an einem in Betrieb befindlichen militärischen Objekt durchführten. Bei den Soldaten kam das gut an, da sie hier viele Tätigkeiten in der Realität anwenden konnten." Nur einen Tag später waren die Soldaten wieder abgezogen - und auf dem höchsten Berg in Rheinland-Pfalz kehrten wieder Ruhe und Beschaulichkeit ein.Extra

Radarstation

Die Anlage der Radarstation der Luftwaffe auf dem Erbes?kopf überwacht den Luftraum 400 Kilometer weit in alle Richtungen: bis Paris, Südtirol oder Tschechien. Sie ist eine von 18 Radarstationen der Luftwaffe, die den deutschen Luftraum sichern. Ursprünglich hatten die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg auf dem Erbeskopf eine Radaranlage installiert, diese wurde nach und nach ausgebaut. 1986 zogen die Amerikaner ab und die Deutsche Luftwaffe übernahm die Station. hplExtra

RSU

Als Vierte von bundesweit 30 Kompanien wurde 2013 die RSU-Kompanie (Regionale Sicherungs- und Unterstützungskompanie) Rheinland-Pfalz in Dienst gestellt. Sie ist direkt dem Landeskommando Rheinland-Pfalz unterstellt und soll Sicherungs- und Objektschutzaufgaben wahrnehmen. Dazu zählen auch Aufgaben in Not- und Katastrophenfällen wie bei Hochwasser. Die Einheit wird in Idar-Oberstein und Baumholder ausgebildet. Einmal pro Jahr ist eine praktische Übung. hpl

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