"Da steht ein Steuerzahler"

N eunkirchen . Nicht um Konfrontation, sondern um sachliche Information über Windkraft und deren Vorteile ging es bei einer Veranstaltung im Bürgerhaus Neunkirchen. Karl Keilen vom Umweltministerium referierte über den Nutzen und die Notwendigkeit der Windmühlen, an denen sich so viele Geister scheiden.

Viele hätten sich im gut besuchten Bürgerhaus in Neunkirchen gewünscht, dass wenigstens ein paar Gegner der Windkraftanlagen (WKA) aus der Verbandsgemeinde Thalfang zum Info- und Diskussionsabend gekommen wären. Aber sie blieben zu Hause. Ob aus Desinteresse oder weil sie keine Zeit hatten - diese Frage blieb unbeantwortet.Eingeladen hatte der kommunalpolitische Arbeitskreis erneuerbare Energien in der VG Thalfang und konnte mit einem fachkompetenten Referenten aufwarten. Karl Keilen vom Mainzer Ministerium für Umwelt und Forsten war nach Neunkirchen gekommen, um über die Vorzüge der Windenergie zu referieren.Entscheidungsfreiheit liegt bei den Gemeinden

Bevor er aber zu Wort kam, gab der Versammlungsleiter Manfred Bungert, Bürgermeister von Neunkirchen seinem Horather Kollegen Helmut Schuh Gelegenheit, über die finanzielle Situation der Verbandsgemeinde Thalfang zu berichten. Er legte beeindruckend dar, dass nur noch ein Attribut dem gegenwärtigen Zustand gerecht wird: "katastrophal". Die Rücklagen der Gemeinden seien von 3,5 Millionen Mark im Jahre 1990 auf rund 90 000 Mark/ 46 000 Euro geschrumpft, während die Schulden von 3,23 Millionen Mark auf 8,64 Millionen Mark/4,41 Millionen Euro angestiegen seien. Insgesamt beträgt der Schuldenstand (mit den Schulden der Verbandsgemeinde) 8,41 Millionen Euro.Was haben nun Windkraftanlagen mit dem Haushalt der Gemeinden zu tun? Am besten lässt sich diese Frage mit einem Zitat von Keilen beantworten. Er sagte: "Immer wenn ich irgendwo eine Windkraftanlage sehe, denke ich, da steht ein Steuerzahler und arbeitet." Keilen betonte gleich zu Beginn seiner Ausführungen, dass er nicht gekommen sei, um sich in die Entscheidungsfindung innerhalb der Verbandsgemeinde einzumischen, sondern um aus fachlicher Sicht zu informieren. Auch erläuterte er, dass die Landesregierung sich hier nicht einmischen werde. Sie habe Voraussetzungen geschaffen. Was die einzelnen Gemeinden daraus machen, liege bei ihnen.Schnell wurde deutlich, dass Entscheidungen für oder gegen Windkraft weiter reichen als die Grenzen einer Gemeinde. Da sind zum einen die Vereinbarungen von Kyoto, an die sich Rheinland-Pfalz halten muss. Hier müssen 840 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich eingespart werden.Der von der Bundesregierung beschlossene Atomausstieg bedeutet für Rheinland-Pfalz, dass 8,5 Millionen Kilowattstunden ersetzt werden müssen. Erneuerbare Energien haben die absolute Priorität. Da aber die Wasserkraft nahezu ausgeschöpft ist und die Fotovoltaik noch nicht die erforderlichen Kapazitäten erbringen, seien die "weißen Riesen" die einzige Alternative. Auch auf den Landschaftsschutz ging Keilen ein. Wer die Erhaltung des Landschaftsbildes als Landschaftsschutz ansieht, greift zu kurz. Keilen: "Das Landschaftsbild ist das Nebensächlichste. Es geht darum, die Emissionen zu vermindern." Ein Windrad, umgeben von gesunden Bäumen, sei ihm lieber als eine geschlossene Waldfläche mit kranken Bäumen.Beim Fremdenverkehr konnte er mit eindrucksvollen Zahlen aus anderen Bundesländern aufwarten. So produzieren Schleswig-Holstein inzwischen 26,2 Prozent und Mecklenburg-Vorpommern 19,4 Prozent ihres Stromes über Windkraft, ohne den geringsten Rückgang der Übernachtungszahlen zu verzeichnen.Windkraft sichert 500 Arbeitsplätze im Land

Mit den in Rheinland-Pfalz geplanten Anlagen werden zudem rund 500 Dauerarbeitsplätze gesichert. Das sei zwar nicht der große Renner, aber hinter dieser Zahl stünden 500 einzelne Existenzen, die gesichert werden.Lang war die Liste, die dann endlich auch auf die Vorteile der Finanzen einging. Der Mittelstand vor Ort profitiere von der Errichtung etwa durch den Bau der Fundamente und das Verlegen der Kabel. Die Eigentümer des Grundstückes erzielten Pachteinnahmen in nicht unerheblicher Höhe. Am Ende der Kette stünde die Gemeinde, die über einen langen Zeitraum mit festen Gewerbesteuereinnahmen kalkulieren könne.Der Abend brachte Argumente, die einen Schluss nahe legten: der Wind, der Wind, das himmlische Kind. Doch wie gesagt, die Windkraft-Gegner waren Zuhause geblieben

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