Erinnerungen an Friedensarbeit

Hunsrück · Der Hunsrück blickt in diesen Tagen auf ein besonderes Datum: Im Januar 1979 bildete sich die erste Friedensgruppe. Da die Gegend stark vom Militär stark geprägt war, fanden sich schon bald viele Menschen zusammen, um mit Aktionen auf sich aufmerksam zu machen.

 Anfangs war der Nato-Doppelbeschluss noch kein Thema für die Hunsrücker Friedensaktivisten. Doch mit der Stationierung der Cruise Missiles in Hasselbach erfuhr die Initiative einen kräftigen Schub und bekam viele neue Mitglieder. Foto: privat

Anfangs war der Nato-Doppelbeschluss noch kein Thema für die Hunsrücker Friedensaktivisten. Doch mit der Stationierung der Cruise Missiles in Hasselbach erfuhr die Initiative einen kräftigen Schub und bekam viele neue Mitglieder. Foto: privat

Hunsrück. Die Hunsrücker Friedensbewegung blickt in diesen Tagen auf ihre Wurzeln zurück: Am 9. Januar 1979 luden Zivildienstleistende zu einer Gründungsversammlung einer Hunsrücker Gruppe der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK) nach Simmern in den Jugendtreff in der Kanowskystraße ein. Für die Friedensinitiative (FI) Rhein-Hunsrück Grund genug, an diese Anfänge zu erinnern.
Im März soll es ein Erinnerungstreffen geben mit Zeitzeugen, die damals dabei waren. Eng verbunden mit der damaligen Gründung ist das Evangelische Erwachsenenbildungswerk (eeb) Rheinland-Süd in Simmern. Dort waren Horst Jubber und Josef "Jupp" Trauth, beide aus Riesweiler, als Zivildienstleistende tätig. "Friedensarbeit war hier ein wichtiges Thema", erinnert sich Trauth, der heute in Roth lebt. Die beiden besorgten sich über die DFG-VK Listen von Zivildienstleistenden in der Region, schrieben sie im Dezember 1978 an und luden für den 9. Dezember 1978 zu einer Vorbesprechung ein. Bereits am 16. Dezember 1978 gab es eine erste Aktion an der Simmerner Stephanskirche, wo der Arbeitskreis (AK) Frieden, ebenfalls kurz zuvor gegründet, zu einer Umtauschaktion "Kein Kriegsspielzeug" aufrief.
"Der Hunsrück war damals stark vom Militär geprägt, es gab hier immer wieder Manöver, die Bundeswehr und die Amerikaner waren sehr präsent", erzählt Jupp Trauth. Er und Horst Jubber engagierten sich damals in der KDV-Beratung, wodurch auch der Kontakt zur DFG-VK entstand.
Am 13. März 1979 im Altenraum des Schlosses in Simmern wurde die Gruppe offiziell gegründet. Dabei gab es durchaus unterschiedliche Reaktionen in der Öffentlichkeit. Trauth: "Manche standen voll dahinter, andere kritisierten uns scharf." Die Gruppe gab ab Juni 1979 eine eigene Publikation, den "Hunsrücker Friedensboten", heraus. Bei Seminaren im Tagungshaus Hunsrück bei Ohlweiler wurden Aktionen geplant oder Themen aufgearbeitet. Die Gruppe setzte auf eine breite Öffentlichkeitsarbeit. Die evangelische Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste hatte für 1981 zu einer Friedenswoche aufgerufen.
14 Organisationen, darunter zahlreiche Kirchengemeinden, die evangelische Jugend, aber auch Parteien oder deren Jugendorganisationen machten mit, als dann im November 1981 die "1. Friedenswoche Rhein-Hunsrück" veranstaltet wurde.
Stationierungsgebiet Hunsrück


Ab August 1982 taucht erstmals die Bezeichnung "Friedensinitiative Rhein-Hunsrück" für diesen Kreis auf. "Als dann im Dezember 1982 bekannt wurde, dass der Hunsrück zum Stationierungsgebiet werden sollte, kamen viele neue Menschen dazu, und es entstanden völlig neue Strukturen", beschreibt Jupp Trauth die weitere Entwicklung.
Die verschiedenen Spektren der Friedensbewegung wurden deutlicher wahrnehmbar, die DFG-VK trat dagegen stärker in den Hintergrund, deren Arbeit schlief schließlich ganz ein, ohne dass die Gruppe jemals offiziell aufgelöst wurde.
Dennoch: Durch die Arbeit der DFG-VK konnte die Friedensbewegung, als dann Hasselbach und die Pydna zum zentralen Thema wurden, auf die bestehenden Strukturen zurückgreifen und darauf aufbauen. "Die Zeit war damals reif für dieses Thema, was noch fehlte im Hunsrück, das waren die Organisationsformen dafür. Hier kam dann die DFG-VK und füllte diese Lücke", so Jupp Trauth. dju

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